329
land wie ein eiserner Gürtel umgaben, und ging bei Stockstadt
über den Rhein. Mainz, Oppenheim, Speier, Landau, Weißenburg
fielen in die Hände der Schweden.
Wenn man diese. Reihe von außerordentlichen, Ferdinands II.
Macht mit einemmale niederschmetternden Ereignissen betrachtet, so
kann man sich wol vorstellen, wie in den Reichsstädten der Glaube
allgemein verbreitet war, es wäre ein Streich des Cardinals
Richelieu gewesen, da wenige Tage vor der Schweden Landung der
Kaiser seinen Feldhauptmann, den Wallenstein, abgedankt und so
seine Macht selbst untergraben hatte. Dem schlauen Capuziner
Pater Joseph, der im Auftrage Richelieus in Deutschland reiste,
schrieb man die eingreifendsten Wirkungen auf alle diese Dinge zu.
Auch in Straßburg traf Pater Joseph mit Persönlichkeiten zusam-
men, welche über die Beziehungen ihrer Stadt zu Frankreich die
weitgehendsten Absichten hegten. Darunter befand sich der Stadt-
sekretär Josias Glaser, der aus seinen Gesinnungen jedenfalls kein
Hehl machte, da er kurze Zeit später den Titel eines schwedischen
Raths annahm und hiezu die Bewilligung der Behörde zu erlangen
wußte. Die in Straßlurg sehr verbreitete Opposition gegen das
Haus Habsburg schaarte sich seit lange um die französischen Ge-
schäftsträger. Die strengen Maßregeln des Kaisers in den letzten
Jahren, mehrfache Anforderungen der österreichischen Truppen im
Elsaß, und Uebergriffe derselben in die Herrschaftsrechte der Stadt,
hatten eine Partei von Unversöhnlichen geschaffen, welche das Wort
„Schutzherrlichkeit Frankreichs“ als einziges Mittel gegen die von
allen Seiten drohenden Gefahren bezeichneten. Dieser Partei war
es willkommen, daß man im September 1631 genötigt war in
neue Beziehungen zu Frankreich zu treten und ein Anlehen bei
der französischen Krone zu machen, welches Herr de I Isle unter-
handelte.
Indessen war der Schwerpunkt der kriegerischen Ereignisse doch
weder jetzt, noch in den folgenden Jahren in Straßburg zu suchen,
denn die Stadt reichte mit ihrer so oft erprobten Neutralitätspolitik