Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Lech gezogen, im Spätherbst 1632 seine Kräfte mit Wallenstein bei 
Lützen gemessen und siegend untergegangen war, zog der Pfalzgraf 
Christian von Birkenfeld im Elsaß umher, ohne daß er Zuzug von 
Straßburg oder anderen Orten erhalten hätte, wie er erwartete. Erst 
als General Horn mit starker Macht heranrückte, wurden die Oester- 
reicher und Lothringer, die bischöflichen und spanischen Truppen der 
Reihe nach besiegt, die meisten festen Plätze und Reichsstädte besetzt. 
Da wurde mit stürmender Hand die starke Festung Benfelden er- 
obert, gegen Schlettstadt, Hagenau, Ensisheim, auch gegen die Bi- 
schofestadt Zabern zogen die unbezwinglichen Regimenter der furcht- 
baren Schweden; Colmar wurde nach manchem Widerstandsversuche, 
welcher den Rath der Stadt dem Schicksal des Spottes preisgab, 
genommen. Die Unterwerfung des Landes war fast vollständig, 
man konnte daran denken, die Jura= und Vogesenpässe zu über- 
schreiten und den Lothringern und Spaniern in Burgund Verlegen- 
heiten zu bereiten. 
Nur im Sundgau erhoben sich die Bauern gegen schwedische 
Truppenzüge und Besatzungen, wodurch ein gräuelvoller Kampf 
entstand, der jedenfalls zu den Bildern des Schreckens und der Ent- 
artung, deren die Geschichte dieses Krieges so voll ist, am meisten 
Beiträge geliefert hat. Im Sundgau geschah es, daß man ver- 
wundete schwedische Officiere auf die Straße brachte, damit sie von 
jedem Vorübergehenden mishandelt werden sollten, so daß die Jesuiten 
sich selbst ins Mittel legen mußten, um den Eifer ihrer furchtbaren 
Anhänger zu mäßigen. Im Oberelsaß erzählen Jahrbücher und 
Rathsprotocolle jene schauerliche Mähre, daß der Hunger die Men- 
schen zum Leichenraub getrieben habe. Es wird behauptet, daß durch 
zwei Jahre die Felder unbebaut geblieben wären; zum Hunger ge- 
sellte sich eine pestartige Krankheit. In der That: die Herrschaft 
der Schweden bezeichnet die Zeit des allertiefsten Elends dieses un- 
glücklichen Landes, und dennoch nahm man die Nachricht von dem 
Siege der kaiserlichen Waffen bei Närdlingen nur trauernd auf, 
denn lediglich neue Mishhandlungen erwartete man von den einzie-
	        
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