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Reich zu suchen sei, und es gab Franzosenfreunde, wie Josias Glaser,
die von den andern als Verräther gescholten wurden.
Innen und außen, wo man auch hinblickte, es war ein furcht-
bares Zusammenbrechen aller Verhältnisse, auf denen das uralte Reichs-
land ruhte. In diesen chaotischen Zustand des Landes suchte der neue
elsäßische Herzog Bernhard mit fieberhafter Thätigkeit Ordnung
zu bringen. Er beschränkte die willkürliche Wirthschaft der französi-
schen Beamten, verfügte kräftig zur Beförderung des Ackerbaues, der
noch immer darnieder lag, schaltete überall umsichtig als Landesherr,
Strenge übend gegen den österreichisch gesinnten Adel und gegen die
zu Verrath geneigte kathelische Geistlichkeit.
Aber Frankreich war schlecht zufrieden mit Bernhards Fürsten-
politik, und Richelien begehrte die Auslieferung von Breisach an die
französische Krone. War schen der Paß ins Reich bei Straßlurg
sobald nicht zu erlangen, so sollte die Position bei Breisach ein
dauernder Besitz von Frankreich werden. Allein Bernhard wies mit
Stolz jedwede Forderung zurück, welche Deutschland Schaden bringen
konnte. Noch suchte er des Cardinals Begehrlichkeit durch andere
Objekte zu entschädigen und zu beruhigen. Im Frühjahr 1639
machte er glückliche Züge nach Hechburgund; dort sollte Frankreich
seine Vergrößerungen auf Kosten Spaniens erhalten. Er sendete
seinen vertrausteten Offizier und Diplematen, den Schweizer Erlach,
nach Paris, um mit Richelieu zu unterhandeln, aber am Hofe Frank-
reichs war man entschlossen, mit dem Manne, den man als Werk-
zeug angesehen und der sich auf eigene Füße zu stellen gewagt, zu
brechen. Schon glückte es dem Cardinal Richelien, den Unterhändler
Bernhards selbst zu erkaufen; und der Verrath war angesponnen,
als der dreiste und anspruchsvolle Marschall Gusêbriant im Juni bei
dem Herzog von Weimar anlangte, und Herausgabe der mit dem
Gelde Frankreichs und angeblich nur für Frankreich gemachten Er-
oberungen begehrte. Immer bestimmter trat hervor, was Richelien
wollte, aber noch stand zwischen dem Elsaß und der Krone Frank-
reichs ein deutscher Held, der die Unabhängigkeit desselben mit seinem
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