Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Bürger von Straßburg von dem Könige die Antwort, daß er „die 
Freundschaft und die Liebe seiner Vorfahren unvergänglichen An- 
denkens für die benachbarte gute Stadt geerbt habe und daß er 
nichts sehnlicher wünsche, als derselben die Hilfe seiner Truppen leihen 
zu können, wenn sich Gefahr eines Angriffs zeigen sollte; denn seine 
Armee würde immer bereit sein, einzustehen für das, was in Münster 
beschlossen worden und für die „Freiheit“ der Fürsten und Stände, 
welche noch zum deutschen Kaiserreich gehörten.“ Wenn man zwei- 
feln konnte, was Ludwig XIV. unter der Freiheit der Stände ver- 
stand, so konnte man sich aus der Antwort, die der Cardinal Ma- 
zarin gleichzeitig auf die Adresse der Straßburger gab, Belehrung 
verschaffen, wenn es in derselben hieß, daß der König von Frankreich 
der deutschen Reichsstadt sein Wolwollen und Protectorat zu Theil 
werden lassen wolle. 
Als hierauf der holländische Krieg ausbrach, hatte man gleich 
anfangs Gelegenheit, den energischen Schutz der französischen Truppen 
kennen zu lernen, denn diesen kam natürlich alles darauf an, den 
Uebergang der Deutschen über die Straßburger Brücke zu verhin- 
dern. Aber in Straßburg war die überwiegende Majorität der Be- 
völkerung noch immer der Meinung, daß die freie Stadt des römi- 
schen Reichs selbständiges Entscheidungsrecht über ihr Verhalten 
gegenüber den kriegführenden Mächten besitze. Da schritt der Prinz 
von Condé ohne vorbergehende Unterhandlung mit dem Stadtrath 
zu dem einfachsten Mittel, den Paß der Straßburger Rheinbrücke 
den kaiserlichen Truppen zu verlegen. Am 14. November ließ er 
bei Nacht von Breisach acht Schiffe den Rhein hinabfahren, fünf 
waren mit Mannschaft besetzt, drei davon waren Brander, welche 
um Mitternacht unter der Straßburger Brücke befestigt und ange- 
zündet wurden. In Kehl und Straßburg ertönten die Sturmglocken, 
als die Flammen mit furchtbarer Schnelligkeit emporzulodern be- 
gannen, die Bürgerschaft erschien auf den Stadtwällen, die Truppen 
wurden gesammelt, die Wache auf der Rheinschanze wurde verstärkt, 
aber der Brand konnte nicht mehr gelöscht werden. Die französischen
	        
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