Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

370 
übernehmen mußte, die sich jährlich auf 20000 L. bezifferten. Außer- 
dem mußte die Stadt vertragsmäßig eine Reihe von Kasernen er- 
bauen, deren Kosten auf 800000 L. veranschlagt wurden, ein mili- 
tärisches Hospital mußte hergestellt werden, welches 120000 L. kostete. 
Die jährliche ordentliche Steuer, welche Straßburg zu zahlen hatte, 
betrug 100000 L. Dazu kamen unter allerlei Formen die in Frank- 
reich von den Bürgerschaften geforderten sogenannten Donsgratuits 
an den Hof, die man gegen das Ende des Jahrhunderts auf 
1,515000 L. berechnete. Die Stadt hatte überdies für Offiers- 
Wohnungen, Holz und Beleuchtung der Kasernen zu sorgen, und 
die Stadtrechnungen verzeichnen noch außerdem ansehnliche Geschenke, 
welche den königlichen Beamten gemacht werden mußten: Die 
Selbständigkeit der Stadtverwaltung wurde von den Franzosen höch- 
stens dem Scheine nach geachtet, Ulrich Obrecht erhielt die Stelle 
eines königlichen Prätors, der die Oberaufsicht über das Stadtwesen 
führte, und allerdings die geeignetste Persönlichkeit war, um dem 
königlichen Interesse zu dienen; auch Günzer trat in den königlichen 
Dienst in einer der Straßburger Verfassung völlig unbekannten 
Stelle als Consulent. Nach allen Seiten war so das französische 
Netz ausgespannt, welches jede Selbständigkeit der Bewegung erstickte. 
Volle Freiheit der Action erhielten nur die katholischen Orden, 
welche in immer größerer Zahl in Straßburg sich verbreiteten. Die 
Jesuiten von Molzsheim richteten sich im Bruderhofe, die Kapuziner in 
einem neuen Kloster ein, das der König erbauen ließ; andere Corpora- 
tionen, wie die Johanniter, verlangten für ihre im 16. Jahrhundert 
verlorenen Besitzungen Entschädigungen. Im käniglichen Dienst 
wurden nur Katholiken geduldet. Günzer und Obrecht waren gleich 
nach der Occupation zur römischen Kirche übergetreten. Von dem 
Stadtmagistrat wurde verlangt, daß er aus Rücksicht für das Be- 
kenntnis des Königs am Frohnleichnamefeste der Prozession des Bi- 
schofs das Ehrengeleite gebe. Seit 1687 mußten der Magistrat und 
die Stadtämter zur Hälfte mit katholischen Bürgern besetzt werden. 
Wer in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrte, erhielt Ab-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.