Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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eingeschlagen hatte, wurde beibehalten und treu gepflegt durch das 
ganze achtzehnte Jahrhundert. Die Elsässer bewahren damit die 
Tradition einer gelehrten Thätigkeit, welche im übrigen Deutschland 
nur spärliche Vertretung fand und doch für die deutsche Wissenschaft 
tiefgreifendste Bedeutung erlangen sollte. Die Schilter, Scherz und 
Oberlin erhoben das Interesse am deutschen Alterthum, das uns bei 
Wolfhart Spangenberg und Moscherosch entgegentrat, zu wissen- 
schaftlichen Leistungen von dauerndem Werth. Sie haben damit 
Jacob Grimm in die Hände gearbeitet, dem die Früchte ihres Fleißes 
noch ganz unmittelbar zu Gute kamen. 
Johannes Schilter aus Pegau in Meissen, ein Zeitgenosse 
Speners (1632—1705) wurde 1686 nach Straßlurg berufen; Jo- 
hann Georg Scherz (1678—1754) und Jeremias Oberlin, 
der Bruder des Pfarrers im Steinthal (1735—1806), stammten aus 
Straßburg selbst. Schilter und Scherz waren Juristen, Schilter 
speciell machte sich auch um die Erforschung des altdeutschen Rechts 
verdient, Oberlin verband deutsche und classische Alterthumewissen- 
schaft, deutsche und romanische Sprachforschung. Alle drei wirkten 
an der Universität. Ihre altdeutschen Studien erscheinen wie die 
folgerichtige Eutwickelung Eines wissenschaftlichen Gedankens: erst 
Steffsammlung aus entlegenen Bibliotheken, dann Verwerthung des- 
selben in lexikalischer Form bei stufenmäßiger Erweiterung des Ge- 
sichtskreises. 
Als Jacob Grimm die heutige Wissenschaft der altdeutschen 
Philologie begründete, als er das riesige Unternehmen wagte, eine 
Geschichte der germanischen Sprachen in allen ihren Verzweigungen 
zu entwerfen: da fand er bei Schilter fast alle Materialien bei- 
sammen, aus denen er ein Bild unserer Sprache im achten bis elften 
Jahrhundert gewinnen konnte; da fand er bei Scherz und Oberlin 
den gesammten altdeutschen Sprachschatz, wie er in den hauptsäch- 
lichen Litteraturdenkmälern bis ins fünfzehnte Jahrhundert vorlag, 
auf treffliche Weise verzeichnet. Und als Jacob Grimm und Andere 
die deutsche Poesie des dreizehnten Jahrhunderts, die feinsten Blüten 
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