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Am 12. Juli 1261 versuchten die Bischöflichen einen Sturm
auf das St. Aurelienthor zu machen, sie wurden aber mit großem
Verluste zurückgeschlagen. Dann folgte ein Waffenstillstand, während
dessen wesentliche Aenderungen in den Reihen der Verbündeten vor-
gingen. Einerseits war der Graf Rudolf von Habsburg mit Bischof
Walter in Streit gerathen und schloß sich den Städten an, anderer-
seits war in Colmar die bischöfliche Partei stark geworden und
vertrieb den Schultheiß Johann Rösselmann, den Führer der reichs-
städtisch gesiunten Bürgerschaft. Bischof Walter legte seine Truppen
nach Gripoldheim, Kochersberg und Molsheim, damit sie von da
den Straßburgern die Zufuhren von Lebensmitteln abschneiden und
der Stadt Schaden zufügen sollten. Mancher Monat verstrich.
Schmerzlich bemerkten die wohlbehäbigen Bürger die Abnahme der
Weinvorräthe in Straßburg, während man auf dem Lande kaum
Gefäße genug fand, die reichliche Weinernte des Jahres zu bergen.
Der Preis des Weins sank zum Schaden der Bauern so sehr, daß
man für ein leeres Faß ein volles erhalten konnte, und die Unzu-
friedenheit über des Bischofs Starrsinn wurde außerhalb, wie inner-
halb der Stadt sehr groß.
Nicht allein durch kriegerische Mittel bekämpften sich die Par-
teien. Es wird erzählt, wie der Bischof die Bürger überreden lassen
wollte, von ihren eingebildeten Rechten abzustehen; mit großer
Gewandtheit wurden ihnen die Vortheile gezeigt, die sie von der
Herrschaft des Bischofs hätten, auch wies man auf manche Maß-
regeln des Raths, die eben nicht des Beifalls der Masse sich erfreuten.
Allein die Bürgerschaft von Straßlurg wurde gut geführt, und
geistig bedeutende Männer, wie der große Ellenhart, von dem wir
noch manches zu sagen haben werden, standen in ihren Reihen. Auch
in Colmar hatte Herr Rösselmann durch listigen Anschlag sich wieder
der Regierung bemächtigt: in einem Fasse versteckt wurde er in die
Stadt gebracht und öffnete Nachts seinen Helfern ein Thor. Anderer-
seits suchte auch der Bischof durch Klugheit und List zu erlangen,
was ihm die Waffen versagten, und nicht ohne einigen Erfolg setzte