Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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und Münzen, Alles muß ihm dienen, um in sorgfältigster Ver- 
werthung ein Gesammtbild zu schaffen. Er hatte nicht umsonst in 
Rom den Ausgrabungen an Ort und Stelle beigewohnt und sich in 
den damaligen Stand der Alterthumsforschung von ihren berufensten 
Pflegern einweihen lassen. 
Auch die Darstellung des Mittelalters ruht auf dem umfassendsten 
Fundamente. Nicht blos die Chroniken, auch die Urkunden, Wappen, 
Siegel, Kunstdenkmäler, werden herbeigezogen. Geographie, Ver- 
fassung und Sitten, Sprache und Litteratur finden Berücksichtigung. 
Schöpflin schreibt die Geschichte jedes einzelnen elsässischen Adels- 
geschlechts, jedes einzelnen elsässischen Ortes von den ältesten Zeiten 
bis auf seine Tage. Landschaftliche Ansichten, Stadtpläne und 
sonstige Illustrationen unterstügen die Erzählung. Alle Gesichts- 
puncte thatsächlicher Forschung, die der Historiker verfolgen muß, 
finden sich darin. Aber allerdings Schöpflin bleibt in der thatsäch- 
lichen Forschung stecken, es fehlt die Zusammenfassung, die Facta 
find nicht in Fluß gebracht, man glaubt oft mehr ein politisch-geo- 
graphisch-statistisches Lexiken vor sich zu haben, als ein Geschichts- 
werk. In formeller Hinsicht übertraf ihn daher der bedeutendste 
seiner Nachfolger, der frühverstorbene Abbe Grandidier aus Straß- 
burg (1752—17827), dessen Straßburgische Kirchengeschichte in schönem, 
an den besten Mustern gebildetem französischen Styl geschrieben ist. 
Schöpflin war ein Localhistoriker, aber er war keineswegs nur 
eine Localberühmtheit. Seine wissenschaftliche Autorität reichte über 
das ganze gebildete Europa. Auf seinen Reisen wurde er überall 
von Amtswegen empfangen und geehrt wie ein Fürst. Er hat 
Berufungen nach Petersburg, Leiden und Wien ausgeschlagen: selbst 
die Ehre, den künftigen Kaiser (Joseph II.) zu erziehen, lockte ihn 
nicht von Straßburg weg, hätte er sie doch durch den Uebertritt zum 
Katholicismus erkaufen müssen. Die Akademien der Wissenschaften 
zu Mannheim und zu Brüssel wurden unter seinem maßgebenden 
Einflusse gegründet. Die französische Regierung schickte ihn einmal 
mit einem diplomatischen Auftrag nach London. Das ganze Gewicht
	        
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