Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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mark ebenso rasch verloren, als die nationale und geistige Eigenart 
sich zäh und ausdauernd erwies. Schon zur Zeit des spanischen 
Successionskrieges, wo der kriegerische Ruhm der Franzosen 
zu erbleichen begann, und wo die ungeheuersten Niederlagen den 
König Ludwig XIV. zu Verhandlungen nötigten, in denen zum 
erstenmale seit nahezu zweihundert Jahren Europa wieder in der 
Lage war, den Franzosen Friedensbedingungen zu dictiren, war von 
einer Frankreich feindlichen Haltung des Elsaß nichts zu verspüren. 
Denn obwohl die siegreichen Heere des Prinzen Eugen mehr als 
einmal die Westmark betreten hatten, so zeigte sich doch keinerlei 
Neigung zum Abfalle von dem französischen Könige. Man beklagte 
die harten Kriegsverwüstungen, man berechnete den Schaden, welchen 
die alliirten Mächte den Elsässern verursachten, man zählte nicht 
weniger als 136 Dörfer und Städte, welche zerstört und geplündert 
worden seien, aber während in der Franche Comte Unruhen aus- 
brachen, in Besancon sich eine Verschwörung gegen Frankreich vor- 
bereitete, blieb das Elsaß ruhig, und über Straßburg klagten die 
kaiserlichen Feldherrn, daß es sich gerade wie zur Zeit des hollän- 
dischen Krieges, äußerst feindselig gegen die Reichstruppen betragen 
hätte, wenn auch vereinzelte Erinnerungen an die alte Reichsfreiheit 
nicht völlig ausgestorben waren, und zu publicistischer Agitation be- 
nutzt werden konnten. 
Dennoch faßten die Verbündeten des Kaisers die Abtretung aller 
neueren Eroberungen Frankreichs ernstlich ins Auge. Im Jahre 
1709 schickte Ludwig XIV. seinen Minister Torcy nach dem Haag, 
um die drückenden Vorschläge, welche die Verbündeten gemacht hatten, 
zu ermäßigen. Er hätte unter anderm die Räumung von Straßburg 
für einen zweimonatlichen Waffenstillstand zugestchen wollen, während 
dessen der Friede verhandelt werden sollte. Wäre der Krieg für eine 
deutsche Sache geführt worden, so konnte Straßburg gerettet werden, 
aber der Schwerpunkt der Frage lag in den dynastischen Absichten 
Oesterreichs einerseits und in der Feindschaft der Holländer und 
Engländer gegen eine bourbonische Regierung in Spanien anderer-
	        
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