Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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hältnis umgekehrt, der allergrößte Theil der Deputirten war conser- 
vativ, constitutionell, royalistisch; von der demokratischen Richtung, 
welche in Paris bereits zur Herschaft strebte, hatten die Elsässer 
nur erst eine dunkle Ahnung. Waren sie auf solche Weise schon 
durch ihre Wahlen verdächtig, so zeigten sie durch einige den Depu- 
tirten mitgegebene Beschwerdehefte ihre Unverbefserlichkeit in deutschen 
Sympathieen, indem sie für den Gebrauch der deutschen Sprache bei 
der Administration und im Gerichtswesen entschieden auftraten. 
Das Jahr darauf waren die Wahlen zum Nationalconvent 
ausgeschrieben worden, nachdem die Ereignisse des August 1792 den 
Sieg der demokratischen Prinzipien feststellten. Wieder hatten die 
Elsässer sich an die gemäßigte Strömung der Zeit gehalten, und 
obwol die Regierung den Einfluß der ungemein zahlreichen An- 
hänger der constitutionellen Verfassung in Straßburg befürchtete, 
und deshalb nicht diese Stadt, sondern Hagenau zum Wahlort be- 
stimmt hatte, so waren dennoch die Jakobiner in der entschiedensten 
Minorität geblieben. Die Elsässer hatten abermals mit der raschen 
Entwickelung der Franzosen nicht Schritt zu halten vermocht, schon 
kam vielmehr die Zeit, wo die Constitutionellen im Elsaß jeden 
Augenblick gefaßt sein mußten, eben weil sie Elsässer waren, als 
Verräther angeklagt und des Einverständnisse mit den Oesterreichern 
beschuldigt zu werden. 
Zwar war in Straßburg das Jakobinische Element allmählich 
zu einer selbständigen Bedeutung herangewachsen, aber es war haupt- 
sächlich von den Fremden vertreten und gefördert, welche zahlreich 
sowol aus Frankreich wie aus Deutschland eingewandert waren. 
Dietrich erkannte zu spät, daß er durch die Berufung derselben sich 
selbst die schlimmste Geißel gebunden hatte. Da war der schon ge- 
nannte Eulogius Schneider, vorher Professor in Bonn, von eifrigen 
republikanischen Gesinnungen, früher Ordenepriester und um so radi- 
caler, je mehr er beweisen wollte, wie ehrlich sein Abfall von der 
alten Kirche wäre. In Straßburg machte ihn der constitutionelle 
Bischof Brendel zum Domvicar, seine Hauptthätigkeit war aber auf
	        
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