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pflanzt, als Schreckmittel gegen alle Verächter der Assignaten, gegen
die, welche das von der Regierung aufgestellte Maximum der Le-
bensmittelpreise überschritten, welche Verrath an der Revublik übten,
mit den Emigranten in Verbindung waren, oder die Rekrutirungs-
gesetze misachteten. Die ersten Opfer des Schreckeno fielen im Elfaß
am Ostersonntag des Jahres 1793 (31. März). Es waren junge
Leute, welche sich der Rekrutirung widersetzt hatten, aus Molsheim,
Bergbiten und Avolsheim. Wie man von Seite des elsässischen
Volks über die demokratische Beweiskraft der Guillotine innerlich
dachte und urtheilte, darüber konnte ein Ereignis Belehrung geben,
welches vor dem Hause Schneiders stattfand, da man dem Unwillen
der Straßburger endlich Gehör gab und die Guillotine vom Haupt-
platz entfernte. Ein Volkshaufen stürzte die Mordmaschine ver den
Fenstern des öffentlichen Anklägers um, und er selbst entzog sich
den Gefahren, die ihn bedrohten, nur durch rechtzeitige Entfernung
vom Hause.
Gleich bei diesem Anlasse zeigte sich, daß der Maire von Straß.
burg denen nicht ferne stand, welche die Unpopularität des auslän-
dischen Gehilfen der Revolution zu schüren verstanden. Denn zwischen
Monet und Schneider war der Gegensatz des französischen und
deutschen Jakobinismus recht zum Ausdruck gelangt. In eigenthüm-
licher Weise bekämpften sich diese Gegner, welche niemals ein Ge-
ständnis darüber gemacht haben, was es eigentlich sei, das dem
andern verhaßt war. Denn daß Schneider ein Deutscher war,
konnte natürlich in dem neuen demokratischen Staat nicht öffentlich
zum Verbrechen gemacht werden; es mußten immer andere Gründe
herhalten, welche den Streit nährten. Aber der französische und der
deutsche Jakobinismus suchten belderseits an demokratischen Grund-
sätzen sich zu überbieten, es war schwer einander beizukommen mit
dem Katechismus des Jakobinerthums. Schneider that das mög-
liche, um die Franzosen an demokratischen Grundsätzen zu überbieten,
denn er mußte ja zeigen, daß die Deutschen mindestens ebenso fort-
geschrittene Menschen wären, wie die Franzosen, und die Franzosen