Drittes Kapitel.
Mänchs- und Ritterdichtung.
Die Jahrhunderte, die wir soeben im Fluge überblickt, müssen
wir noch einmal durchmessen, um die Frage zu beantworten: welchen
Antheil nahm das Elfaß an dem geistigen Leben Deutschlands bis
zum Anfang des dreizehnten Jahrhunderts?
Zu der Zeit, als germanische Kraft in den Bewegungen der
Völkerwanderungen überquoll, war der deutsche Geist noch unberübrt
von fremden Einflüssen, die Phantasie unseres Volkes erbaute sich
an einheimischen Schöpfungen, es blickte auf zu seinen eigenen
Göttern, zu Wodan, der Sieg verlieh und die Geheimnisse der
Welt seinen Lieblingen aufschloß, zu dem Riesentödter Donar, zu
dem Kriegsgotte Irmin oder Ziu, den der Stamm der Alemannen
als seinen Urahn verehrte.
Damals waren die elsässischen Alemannen um die Mitte des
fünften Jahrhunderts Zeugen, wie hunische Schaaren den benach-
barten Burgundern jene furchtbare Niederlage beibrachten, aus welcher
die Sage den verrätherischen Untergang der burgundischen Könige
an Attilas Hofe gemacht hat, den das Nibelungenlied erzählt. Noch
kennt das Gedicht seine alte Heimat, es weiß, daß die Burgunder
einst zu Worms saßen, es läßt sie mit dem fränkischen Königssohne
Siegfried in die Vogesen auf die verhängnisvolle Jagd reiten, wobei
der arglose Held seinen Tod durch Hagen's Hand findet.
Und wieder in den Schluchten der Vogesen kämpft ein sagen-