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nächtliche Zwiesprach und „tauschen die Klagen des Heimwehs um
die längstvergangne Well“ und der Rhein, der dazwischen fließt, sagt
den Anwohnern: „Ihr müsset Brüder sein.“ So erhebt sich endlich
Hirtz zu noch bestimmteren Wünschen und zu kühnen Phantafien,
deren nahe Verwirklichung er sich wol nie träumen ließ. Eines
Sonntags am frühen Morgen steht er oben in der Münsterkrone
und blickt hinaus auf Baden und den Schwarzwald, auf das Elsaß
und das ganze Rheinthal:
Nicht Grenzen sollten scheiden
Dies biedre Volk, dies Land;
Bei Gott, 's wir zu beneiden,
Umschläng's Ein festes Band!
Verwächst zu Einem Stamme
Dies Volk einst und dies Thal:
Glüht eine Freudenflamme
Auf Erwins Ehrenmal!
Leider hat alle Sympathie den Elsässern so wenig geholfen
wie uns. Unter was für Flammenzeichen die Deutschen in Straß-
burg einzogen, davon wollen wir nicht reden. Aber auch das natür-
liche innere Verhältnis zur Muttercultur war zerstört, es war unter-
brochen seit der Revolution.
Goethes Anfänge sahen wir noch in Straßburg fruchtbar, wir
erinnern uns Leopold Wagners und des Dichters Ramond. Aber
die Zeit von Gecthes reisstem Schaffen, die Zeit des Zusammen-
wirkens mit Schiller, kurz unsere eigentliche classische Litteraturepoche
ging am Elsaß ziemlich spurlos vorüber: in den Jahren der schönsten
Blüte selbst waren seine besten Geister mit der Revolution vollauf
beschäftigt, und später lieh sich nichts mehr nachholen. Die ent-
schiedenste poetische Einwirkung hat wohl Peter Hebel ausgeübt, dessen
buche erschienen und dessen Schriften ihren Weg selbst in die Hütte
des elsässischen Bauern fanden.
Die elsässische Mundart bildet — abgesehen von ihren
nördlichen, fränkischen Verwandtschaftsbeziehungen — einen Theil