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und er trat als Schriftsteller mit einem umfangreichen Werke hervor,
das sich aber auf dem in dieser Richtung überfüllten französischen
Markte ebenfalls nicht zu der so sehr gewünschten Anerkennung
durcharbeiten konnte.
In der Verwaltung war Schützenberger mit dem Präfecten
Louis Sers in manche Differenzen gerathen, welcher der Nachfolger
Choppins war, von dem noch zu sprechen sein wird. Aber Louis
Sers (1837—1848) war unter allen Präfecten seit Lezay-Marnesia
der einzig bedeutende Mann. Er hatte in Deutschland seine Bil-
dung genossen und that vieles für Straßenbauten, für die aufkem-
mende Dampfschifffahrt und Eisenbahnen.
Während der Verwaltung Sers gab es aber endlose Streitig-
keiten über den Gebrauch des Chers in den Simultankirchen, und
die Reibungen zwischen den beiden Confessionen war der Präfect
kaum zu beschwichtigen im Stande, bis das Prinzip des Neubaues der
Kirchen für jeden Cultus festgesetzt worden war. Indessen blieben
doch confessionelle und Schulverhältnisse auch noch nachher eine stets
unversiegbare Quelle des Misverständnisses. Die allermeisten Maß-
regeln der französischen Regierung erregten auf diesen Gebieten Un-
mußten zu Mißstimmung Anlaß geben, weil jedes für ganz Frank.-
reich berechnete Gesetz rücksichtslos gegen das Elsaß und dessen
spezielle Bedürfnisse war. Denn es gab keine zweite Provinz, wo
eine gleiche Zahl von Protestanten und eine gleiche Mischung von
lutherischen, reformirten und katholischen Confessions-Verwandten
sich gefunden hätte, und in keiner zweiten Provinz stießen die Schul-
ordnungen auf einen nationalen Gegensatz, wie hier. In diesen
Kreisen des Elsaß konnten daher deutsche Besucher stets reichliche
Klagen über wälsche Unbilden vernehmen, und haben aus denselben
häufig den Trost geschöpft, daß das alte deutsche Land noch nicht ver-
loren sei. — Schon die Regierung Louis Philipps begann mit dem Ver-
suche, das Französische zur herrschenden Sprache in Schule und Kirche zu
machen. Während der populärste Kanzelredner der neuesten Zeit in