Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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gegeben, die schwersten Kämpfe sozialen und politischen Lebens zu so 
gedeihlichem Abschluß im Sinne der Freiheit zu bringen. 
Es war am 20. Mai, vier Wochen nach Ostern, an einem 
Mittwoch, an welchem seit langer Zeit Turnier gehalten wurde und 
der deshalb die Martsche hieß"). Die Festlichkeiten beschleß Tanz 
und Mahl, wovon das ganze Fest auch die Runtofel hieß. Dies- 
mal war der Schauplatz der Feierlichkeit der Ochsensteinische Hof 
in der Brandgasse. Im Garten war der Tanzsaal aufgeschlagen. 
Nachts, als die Frauen sich entfernt, ein Theil der Edelleute in die 
Trinkstuben sich begeben hatten, erhob sich unter den Zurückgeblie- 
benen Zwietracht. Die Zorne, wie wenn sie sich auf eine solche 
Scene vorbereitet hätten, waren in blauen Kugelhüten und dicken 
Wämsern, theils mit, theils ohne Waffen erschienen. Als sich der 
Streit erhoben hatte, fingen diese mit Stoßen an; die Mülnheimer 
erwiderten auf dieselbe Weise und es erfolgte ein heftiges Handge- 
menge. Jetzt kam, auf des Schultheißen Begehren, der Meister Jo- 
hannes Sicke der Jüngere mit mehreren Bewaffneten herbei, gebot 
Frieden bei hundert Mark Strafe und zehnjähriger Verweisung aus 
der Stadt. Wol hundertmal erschallte, um Ruhe zu gebieten, sein 
Zuruf: Trutze! trutze! Aber fruchtlos ertönte seine Stimme. Schon 
waren nach Reinbold Hüffelins und Jakobs von Epfich Beispiel 
die Schwerter gezogen worden: Knechte eilten von beiden Seiten 
herbei und brachten, selbst schon bewaffnet, ihren Herrn Schilde und 
Spitzmesser. Der Meister, unverletzlich nach dem Gesetz, wurde von 
Krepelin und Hermann Wirich beim Halskragen gefaßt. Beinahe wäre 
ee ihnen gelungen, ihn von seinen Begleitern zu trennen. Da suchten 
ihn die Seinen zu schirmen; er selbst aber schürzte sein Kleid auf 
und griff nach dem Schwerte. Noch eilte er schnell bis auf die in 
jenen Zeiten zum Roßmarkte führende Brücke; aber jedes Einschreiten 
der Behörde war ohne Erfolg. Die ganze Straße nebst dem an- 
!) Wir führen die fast wörtlich aus Closener genommene Schilderung 
meist nach Strobels Gesch. d. Eljaß II. 192 ff. bier an.
	        
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