Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

54 
steßenden Markt war zum Kampfplatz geworden. Im fürchterlichen 
Getümmel, durch welches schwere Flüche, entehrende Schimpfwörter 
hervortönten, flogen Steine und klirrten Waffen: hier wurden Faust- 
schläge und Tritte ausgetheilt, mit Prügeln dreingeschlagen; dort 
verwundende Hiebe geführt; dort wieder Stiche mit Spießen und 
Lanzen gegeben. Die Leidenschaft des langgenährten Hasses hatte 
so sehr die Gemüther erbittert, daß die Kämpfenden an mehreren 
Orten in Haufen übereinander lagen und blindlings dreingeschlagen 
wurde. Auch auf der Brücke wurde hitzig gefochten. Auf dem 
Markte endete unter andern der von Wasselnheim sein Leben. In 
den Kampf der Herren mischte sich der Streit der Knechte. 
Diesen traurigen Ausbruch politischen Hasses hatte gemeines 
Schimpfen noch mehr vergiftet. War nicht einer der Blauhüte vor 
den Mühlstein gelaufen und lieh die Worte hören: „Heraus ihr 
schäbigen Hunde! wo seid ihr.“ Auch Elaus Zorn der Junge, des 
Schultheißen Sohn, hatte unverständige Reden geführt. Als ihn 
beim Ausbruch des Lärms sein Vater, der eben einem der Anfänger 
gewehrt hatte, freundlich ermahnte, sich nicht in den Streit zu mischen, 
antwortete er: „Es muß so sein; Niemand kann es mehr aufhalten“, 
und mit einem derben Schimpfwort fügte er hinzu: „Es giebt auch 
Leute, die Alles wollen“. Dann nahm er Schild und Schwert und 
mischte sich in den tobenden Haufen. Als die Hitze des Kampfes 
sich gelegt hatte und die Edelleute mit blanken Schwertern in ihre 
Trinkstuben zurückkehrten, lag eine große Menge todt und verwundet, 
von den Edelleuten neun erschlagen, zwei von den Mülnheimern, 
sieben von den Zornen. 
Während so der Bürgerkrieg tobte, saß der Rath, in welchem 
die Anhänger beider Parteien sich ziemlich das Gegengewicht hielten, 
in völliger Machtlosigkeit beisammen, Schlimmeres befürchtend. Denn 
Niemand schien es zweifelhaft, daß beide Parteien einen Augenblick 
der Waffenruhe nur benutzten, um ihre Anhänger außerhalb der 
Stadt herbeizurufen und, mit Hilfe der Ritter und Knechte von den 
benachbarten Burgen, den Sieg auf die eine oder die andere Seite
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.