Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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zu wenden. Diesen Moment nun ergriffen die Bürger, um eine 
neue Ordnung zu schaffen. 
Die Mülnheimer hatten Sympathien unter den Zünften, aber 
wie die Sachen lagen, durfte die Zukunft der Stadt nicht mehr in 
den ungewissen Händen des Adels bleiben. Die Erzählungen lassen 
den Weg, den die Zünfte einschlugen, nicht ganz klar erkennen, denn 
dem Anschein nach haben sie alles in der legalsten Ferm vollendet. 
Gewiß ist aber, daß sie zum Schutze der Stadt gegen auswärtige 
Parteigänger die Thore eigenmächtig besetzten, und daß ein gewal- 
tiger Andrang von vielem Volk auf dem Rathhaus stattfand, durch 
welchen der gesammte Rath bewogen wurde, abzudanken. Auch daß 
sie mit dem fertigen Programm einer neuen Regierung auftraten, 
beweist, daß alles wohl vorbereitet war. Um die Ruhe der Stadt 
vor Parteienkampf zu schützen, nahmen sie Schlüssel, Siegel und 
Banner an sich und setzten den neuen Rath auf geänderter Grund- 
lage ein. Der alte Rath aus dem Adel und den dem Adel gleich- 
gehaltenen Bürgergeschlechtern wurde durch Mitglieder aus dem Hand- 
werkerstande verstärkt, je eins von jeder der 25 Zünfte. Die vier 
Meister, die bisher vierteljährig im Vorsitze des Rathes wechselten, 
blieben bestehn, aber als eigentliches Haupt der Handwerker wurde der 
Ammeister den bisherigen vier Städtmeistern gleichgesetzt. Der erste, 
der solchergestalt das Amt des Ammeisters erhielt, war Burkard 
Twinger. Von dem neugewählten Rath wurden energische Vorkeh- 
rungen getroffen und gegen den Adel, der an den blutigen Händeln 
betheiligt war, mit Verbannung vorgegangen. Auch wurden die Trink- 
stuben des Adels abgebrochen. Im folgenden Jahre traf man zur 
Befestigung der siegreichen Sache die Einrichtung, daß die höchsten 
Aemter lebenslänglich sein sollten, das des Ammeisters und zweier 
Städtmeister. « 
Die letztere Bestimmung war sicherlich sehr zweckmäßig, um eine 
gewisse Ruhe in die schwer erworbene Verfassung zu bringen; und 
ein ausgezeichneter Mann wie Burkhard Twinger auf Lebenszeit ge- 
wählt, kennte viel zur dauernden Begründung des zünftigen Regiments
	        
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