Das Jahr 1827 sah den greisen König Friedrich August J.
auf der Bahre liegen und so tief erschüttert auch die Herzen des
Volkes von diesem Verluste waren, so war doch der Hinblick auf
den Neffen des edlen Dahingeschiedenen wiederum ein Trost für
Alle, die es redlich und aufrichtig mit dem Vaterlande meinten,
denn in dem nun 30 Jahre altgewordenen Prinzen, seinen Neffen,
dessen Gemüthsart man als milde und leutselig kannte, erblickte
man für spätere Zeit einen Ersatz für den Verblichenen. Prinz An-
ton, der zweite Oheim unseres Prinzen, übernahm die Regierung
und zwar in demselben Sinne, in dem sie der Verewigte geführt
hatte; aber er war ein hochbetagter Greis mit einem zu guten Her-
zen, welches nur zu leicht alles das, was seine Räthe ihm sagten,
auf Treu und Glauben als wahr annahm. Diese allzugroße Güte
ward eine Ursache der Ereignisse von 1830, wie wir später sehen.
werden.
Während im Stillen unter dem Volke der Unmuth über das
vom Minister Grafen von Einsiedel übel geführte Regiment immer
tiefere Wurzel schlug und die Gemüther erbitterte, während diese
einmal angeregte Erbitterung immer mehre faule Stellen im Staats-
und Städte-Haushalt ausfindig machte und die Unlust über diese
Entdeckungen von Tag zu Tage mehr böses Blut machte, welches
durch so Manches, was ganz Deutschland betraf, neue Nahrung.
bekam, hatte man bei Hofe in Dresden keine Ahnung davon. Der
gute alte König Anton meinte in seinem Herzen, sein Sachsenvolk
sei glücklich, denn seine Umgebungen sagten ihm das, und warum
hätte er das nicht glauben sollen, da er es ja in tiefster Seele
wünschte?
Frei von aller schlimmen Ahnung für die Zukunft unternahm
Prinz Friedrich August, der Thronerbe, denn daß sein hochbetag-
ter Vater die Regierung nicht übernehmen werde, wenn sein grei-
ser Bruder, König Anton, die Augen schlösse, wußte man im Vor-
aus, eine Reise nach Italien, welches Letztern für seinen jüngern
Bruder Prinz Clemens im Jahre 1822 zum Grabe geworden war.