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Einige Zeit verweilte er zu Wien am Kaiserlichen Hofe, dann aber
eilte er den blühenden Gefilden des klassischen Kunstlandes Italten
zu. Sein Sinn für die herrlichen Werke der alten klassischen und
neuern Meister fand auf dieser Reise die größte Anregung. Schon
seit längerer Zeit hatte er mehreren talentvollen sächsischen Künst-
lern beträchtliche Unterstützungen gewährt, sie durch Ertheilung von
Aufträgen zu Fortschritten ermuntert und die gelungensten ihrer Ar-
beiten in seine geschmackvollen Privatsammlungen aufgenommen, un-
ter denen sich eine als besonders höchst werthvoll auszeichnet —
wir meinen hiermit die prächtige Kupferstichsammlung. Die Reise
nach Italien verklärte, wenn wir uns dieses Ausdrucks bedienen
dürfen, seine Kunstkennerschaft, indem sie seine Liebe zur Kunst nur
noch mehr erhöhte und dieser Drang für das Schöne und Erha-
bene nach Kräften zu wirken, wurde zum reichen Segen sächsischer
Künstler. Wenn sie mittels seines großmüthigen Schutzes in Ita-
lien sich gebildet hatten, und von da zurückkehrend in's Baterland,
die Werke ihres dortigen Fleißes mitbrachten, so empfingen sie von
ihm, besonders die Landschaftsmaler, Aufträge, die schönsten Gegen-
den Sachsens der Natur nach zu malen. So blieb sein Kunstsinn,
seine Liebe zur Kunst kein isolirtes Streben, sondern es war nützlich
und segensreich, Talente erweckend und emporhebend.
Außer seiner Neigung für die schönen Künste erreichte er auch
in der Botanik (Pflanzenkunde) einen hohen Grad der Vollkommen-
heit. Das Beispiel seines hochseligen Oheims, des Königs Frie-
drich August I., hatte ihm diese Vorliebe eingeflößt. Die Bota-
nik verdankt ihm mehrere glänzende Bereicherungen.
So kam das Jahr 1830 heran und wenn auch nicht die Sin-
nes= und Gemüthsart des Prinzen Friedrich August eine Wan-
delung erfuhr, so doch seine Sellung. Seinem Wirken in dieser ver-
änderten Stellung widmen wir dem folgenden Abschnitt.