Full text: Friedrich Augusts II., des Geliebten, Königs von Sachsen, wichtigste Lebensmomente und sein plötzlicher Tod.

— 21 — 
Kräftige Mitwirkung zu zeitgemäßer Gestaltung des deutschen Bun— 
des mit Vertretung des Volkes bei demselben. 
Dies sind die Errungenschaften des Jahres 1848, jenes in der 
deutschen Geschichte so denkwürdigen Jahres, welche kein zweites ähnli— 
ches aufzuweisen hat. Getreulich wurden alle diese Versprechungen er— 
füllt, trotzdem aber spaltete sich das Volk in Parteien, die nicht nur 
gehässig und feindselig gegen einander auftraten, sondern auch in der 
Unbefangenen Herzen die giftige Saat gegenseitigen Hasses streuten. 
Friedrich August verschloß sich nie den Wünschen des Volkes, im Ge- 
gentheil gewährte er, was Er zu gewähren im Stande war. Wie das 
Volk hatte Er das Morgenroth dieser neuen Zeit begrüßt, Er war weit 
entfernt davon, die Tage jener vergangenen Zeit wieder herbeizuwün- 
schen, Sein Sinn war zu aufrichtig, um ein Spiel mit dem Volke zu 
treiben. 
Doch ein Rausch war über Deutschlands Völker gekommen, ein 
Rausch, der überspannte Träume von Freiheit vor die Geister und nicht 
etwa bloß vor die schwachen, sondern vor die starken, gebildeten zau- 
berte, sie vergaßen, daß das Kind wie alles Neugeborne der treusten, 
sorgsamsten Pflege bedarf, um zu gedeihen und wollten es gleich zum 
großen erwachsenen und mit allen Gaben ausgestatteten Menschen ma- 
chen. Die Mehrzahl des Volkes verstand von diesem Treiben nichts, 
und hörte unr schön klingende Worte und diente in Masse und willen- 
los denen, die sich in den Vereinen zum Götzen des Tages zu machen 
wußten. 
Die Parteien spalteten sich nun der Verschiedenheit ihrer Ansichten 
willen in Sonderbünde, von denen Jeder nach einem anderen Ziele 
strebte; die Verbrüderungen die das Jahr 1848 stiftete, hatten eben 
darum nur kurze Dauer, weil sie nicht auf dem soliden Boden inniger 
Ueberzeugung wurzelten, sondern in der zeitweiligen Aufregung. Und 
doch blieb Alles noch in den Grenzen der Mäßigung, während dicht an 
den Grenzen des Königreiches Unruhen tobten und der bürgerliche Friede 
häßlich gestört wurde durch die von den Errungenschaften Berauschten, 
welche die Freiheit als eine zügellose Bachantin, nicht als eine segnende 
und ordnende Wohlthäterin des Menschengeschlechtes. 
War es ein Wunder, daß in solch einer gewaltsam erregten Zeit 
eine Menge der niedrigsten Leidenschaften wie Pilze nach einem warmen 
Regen aufschossen? daß Männer von Einsichten und rechtschaffenem Her- 
zen sich von dem Struvel erfassen ließen und mit der großen brausen- 
den Fluth schwammen. Wie im Leben des Einzelnen ist es auch im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.