Full text: Friedrich Augusts II., des Geliebten, Königs von Sachsen, wichtigste Lebensmomente und sein plötzlicher Tod.

deren Anerkennung als unnütz und zwecklos genannt. Indeß er änderte 
schnell seine Ansicht, als es laut wurde, daß der König deren Anerken— 
nung für Sachsen verweigere, weil aber Sachsen in Betracht gegen seine 
mächtigen Nachbarn nicht ohne deren Zustimmung eine Verfassung für 
Deutschland annehmen könne, wenn sie von Jenen nicht angenommen 
werde, denn nicht der Kleinere, sondern der Größere und Stärkere gäbe 
in solchem Hauptwerke die Entscheidung. 
Friedrich August's redlicher Charakter war weit entfernt davon, 
mit seinem Volke ein loses Spiel zu treiben, der Vorgang in Würtem- 
berg, dessen König, geängstet von der gewaltigen Aufregung unter sei- 
nem Volke und vorzüglich durch den Abfall des Militairs, die Reichs- 
verfassung endlich anerkannt hatte, konnte für Sachsens König nicht 
maßgebend sein, er wollte kein Versprechen leisten, das in seinem Munde 
nur ein Hinhalten eine Täuschung hätte sein müssen, da das Rad der 
Zeitumstände noch in zu heftigem Schwunge war, um die Ueberzeugung 
hegen zu dürfen, daß die großen deutschen Mächte die Reichsverfassung 
anerkennen würden. Die Volks-Souverainetät hatte indeß die Köpfe 
zu sehr benebelt, um ihnen einen klaren Blick zu vergönnen, die revo- 
lutionäre Bewegung war im lustigen Aufblühen. 
Friedrich August wurde durch Deputationen von allen Seiten 
bestürmt, seinen Sinn zu ändern, doch er blieb fest und wankte nicht. 
Gedenken wir hier des Berichtes, den Eduard Devrient, ein als 
Mensch und Künstler gleich hochgeachteter Charakter, welcher Mitglied 
einer Deputation des „Deutschen Vereins“ war, über den Erfolg der- 
selben gab. „Mit Bewegung und Wärme habe sich der König dahin 
geäußert, daß er, fern von jedem persönlichen Interesse, zu jedem Opfer 
für das Wohl des sächsischen Volkes und des deutschen Gesammtvater- 
landes bereit sei, daß er aber von der jetzt vorliegenden deutschen Reichs- 
verfassung die Ueberzeugung habe, daß sie nicht zum Heile des Volkes 
dienen werde, er gedenke in dieser Sache mit Preußen zu gehen. 
Die Kunde dieser entschiedenen Weigerung regte die ohnehin schon 
hoch genug gehenden Wellen der durch die wildesten Reden der Volks- 
sprecher hervorgerufenen Bewegung nur noch mehr auf, so daß es von 
nun an nur eines geringen Anlaßes bedurfte, um sie zu einer Alles 
vernichtenden Fluth zu machen. Unter dem Paniere, die Anerkennung 
der deutschen Reichsverfassung zur Geltung zu bringen, bearbeiteten 
Leute auf Ecksteinen oder sonst einem erhöhten Punkte stehend, die Mas- 
sen, welche hinsichtlich ihrer geistigen Bildung von der schlechtesten Ver-
	        
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