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Organ ist, welche sämmtliche Nachrichten über dieses traurige Ereigniß aus zu-
verlässiger Quelle zu bringen, im Stande ist.
Welcher Schreck durchzitterte die Einwohner Dresdens, als in den Morgen-
stunden des 10. August die Nachricht von des am vorhergehenden Tage erfolg-
ten plötzlichen Tod des von Allen geliebten Königs kund wurde. In großen
Gruppen stand man auf den Straßen und erzählte sich davon und zweifelte an
der Wahrheit des entsetzlichen Gerüchtes. Doch alle Zweifel, die Angst und
Liebe sich aufzustellen bemühten, mußten endlich schweigen, als die Wahrheit
schwarz auf weiß mittelst Anschläge an Mauern und Straßenecken sie nieder-
schlug.
Von Inspruck aus war die Trauernachricht nach Wien telegraphirt worden
und von daher hatte der sächsische Gesandte, Herr von Könneritz, sie um 11
Uhr Nachts per Telegraph nach Dresden gemeldet. Zwei und eine halbe Stunde
später hatte sich Cum halb 2 Uhr) das Gesammtministerium versammelt und es
begab sich sogleich die Herren Dr. Sschinsky und von Falkenstein nach Schloß
Weesenstein, den Aufenthaltsort des Prinzen Johann, Bruders des auf so trau-
rige Weise verblichenen Königs, um ihm die Schreckenskunde zu bringen.
Schon um 6 Uhr früh erschien der neue König Johann im Dresdener kö-
niglichen Schlosse, um die Minister in Pflicht zu nehmen, die wichtigsten Regier-
ungsgeschäfte zu erledigen und die nöthige Proclamation hinsichtlich des erfolg-
ten Thronwechsels zu unterzeichnen. Am Mittag kehrte Se. Majestät der König
Johann nach Weesenstein zurück. Jetzt war kein Zweifel mehr möglich, Trauer
und Schmerz ergriffen Aller Herzen und von fast Jedes Munde hörte man die
Worte: „unser guter König ist todt!“
Denselben Vormittag nach 10 Uhr erfolgte die Eidesleistung des Militairs,
welche mit einem Hoch auf den neuen König und Kriegshurra endigte. Den-
selben Abend um 6 Uhr begaben sich aus dem Hofstaat des höchstseligen Königs
der Oberstallmeister, der Generallientenant von Engel, der Kammerherr Graf
Vitzthum von Eckstädt, der Leibarzt Geh. Medicinalrath Dr. Carus und
der Geh. Kämmerer Tietz nebst mehreren Kammerlakaien nach Leipzig, um von
da am folgenden Morgen über München und Kempten nach Brennbichel sich zur
Abholung der Leiche ihres Königlichen Herrn zu begeben, um dieselbe nach der
Residenz Dresden zurückzuführen.
Aus Brennbichel liefen folgende Nachrichten ein, wodurch viele Gemüther
in Sachsen beruhigt wurden, da man glaubte, in einem so kleinen Oertchen
könne kein schickliches Unterkommen für die Leiche des theuern Verewigten gefun=
den werden: Als der König verschieden war, wurde der Leichnam mit einem
weißen Tuche überdeckt, um denselben brennende Kerzen, so wie das der Kapelle