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schlossen, die Königliche Leiche blieb unter der Obhut der üblichen Leichen-
wacht und alle Kirchenthüren wurden geschlossen.
Der folgende Abend war zur Beisetzung in der Königl. Gruft bestimmt,
den Tag über hatte das große Publikum Zutritt in die Kirche. Welche Massen
umlagerten die Thüren derselben, stundenlang harrten die Meisten geduldig unter
dem furchtbarsten Gedränge, ehe es ihnen gelang, hineinzukommen. Die Aus-
stellung der hohen Leiche war nur auf die Stunden von 11 Uhr Vormittags bie
Abends 6 Uhr beschränkt, dann wurden die Kirchthüren verschlossen.
Um 9 Uhr erfolgte im Beisein Sr. Majestät des Königs und der Prinzen
des Königlichen Hauses, in Gegenwart der anwesenden Fürsten, sämmtlichen Hof-
personals, der Herren vom diplomatischen Corps, den fremden Gesandten u. s. w.
die Bestattung in die Gruft. Außerhalb der Kirche flossen viele Thränen aus
treuen Herzen geweint.
Schlummre sanft Friedrich August, Geliebter Deines Sachsenvolkes!
Deine achtzehnjährige Regierungszeit war von schweren Kämpfen heimgesucht;
aber Dein edles mildes Herz bewährte sich in der Zeit der schweren Prüfung.
Die Völker fremder Länder haben Dir den Tribut inniger Theilnahme und Ver-
ehrung gezollt, Dein Volk wird Dich nie vergessen, denn Du warst ihm ein
milder, sittenreiner, wohlwollender Herrscher, ein Freund und Förderer der Wis-
senschaften, warst Einer von den Wenigen auf Erden, die von sich rühmen kön-
nen, daß sie keinen Feind haben, denn wer Dich kannte, mußte Dich lieben.
Sachsen weint um Dich schlummere sanft, theurer dahingeschiedener
König! Dein Andenken sei uns heilig für alle Zeit, denn auch der Enkelwelt
wirst Du ein Vorbild und Muster hoher Fürstentugenden sein und bleiben.
So schließen wir unsere kurze Schilderung der wichtigsten Lebensmomente
Friedrich August's II., Königs von Sachsen, und seines plötzlichen Todes, wel-
cher sein Volk in die tiefste, aufrichtigste Trauer versetzte.