Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

2 Mein Denken und Handeln 
— — 
  
und das auf uns zu nehmen, was wir für Erringung des Sieges als not- 
wendig ansahen. Der Erfolg war in dieser Zeit auf unserer Seite. 
Als wir vom März 1918 an in einem so günstigen Stärkeverhältnis 
angriffen, wie es der Krieg für Deutschland noch nicht gezeitigt hatte, 
reichte die Kraft zu großen Siegen, doch nicht zur schnellen Entscheidung 
aus. Dann erlahmte sie, während der Feind sich verstärkte. 
II. 
Dieser Welt= und Volkskrieg verlangte Ungeheures von uns Deutschen, 
auf denen er mit seiner ganzen drückenden Schwere lag. Jeder einzelne 
mußte das Letzte hergeben, wenn wir ihn gewinnen wollten. Wir mußten in 
des Wortes wahrer Bedeutung bis zum letzten Bluts= und Schweißtropfen 
kämpfen und arbeiten und dabei kampfwillig und, mehr noch, siegfreudig 
bleiben: eine schwere, aber zwingende Anforderung trotz der Not des Lebens, 
die der Feind uns bereitete, trotz des Ansturms der feindlichen Propaganda, 
die äußerlich so unmerklich, aber doch von so urgewaltiger Stärke war. 
Heer und Marine wurzeln im Vaterland, wie die Eiche im deutschen 
Boden. Sie leben von der Heimat und schöpfen aus ihr die Kraft. Sie 
können erhalten, aber nicht erzeugen, was sie bedürfen, und nur mit dem 
kämpfen, was ihnen die Heimat an seelischen, materiellen und physischen 
Kräften gibt. Diese befähigen Heer und Marine, zu siegen, zu treuer Hin- 
gabe und zu selbstlosem Opfermut im täglichen Kampf und in dem Un- 
gemach des Krieges. Sie allein konnten Deutschland den Enderfolg sichern. 
Mit ihnen führte das Vaterland diesen Titanenkampf gegen die Welt, wenn 
auch die Bundesgenossen halfen und die besetzten Gebiete ausgenutzt 
wurden, soweit dies den Gesetzen des Landkrieges entsprach. 
Heer und Marine mußten demnach von der Heimat immer von neuem 
geistige Spannkraft, Menschen und Kriegsgerät erhalten und sich aus ihr 
stets wieder verjüngen. 
Der Seelenzustand und der Kriegswille daheim waren zu festigen; 
wehe uns, wenn sie Schaden litten! Je länger der Krieg dauerte, desto 
größer wurden hierfür die Gefahren, desto mehr gab es zu überwinden, 
desto zwingender wurde gleichzeitig das Verlangen des Heeres und der 
Marine nach seelischer und sittlicher Stärkung. 
Die personellen und materiellen Kräfte des Vaterlandes waren für die 
Kriegführung bis zum äußersten zu entfesseln und sicherzustellen. 
Das waren gewaltige Aufgaben für die Heimat. Sie war nicht nur 
das Fundament, auf dem unsere stolze Wehrkraft ruhte, und das keine 
Risse erhalten durfte, sie war der kraftspendende Quell, der silberklar und 
rein und doch machtvoll erhalten werden mußte, damit er die Nerven des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.