Die Schlacht 97
Die Truppen des Generals Litzmann kamen am 7. gut vorwärts. Sie
gelangten bis an Johannisburg heran und überschritten weiter südlich die
Pissa. Am 8. nahmen sie Johannisburg und drangen in den folgenden
Tagen unter Sicherung gegen Ossowjetz auf Raigrod vor, wo sie starken
Widerstand fanden. Von Ossowjetz her traf sie ein feindlicher Vorstoß, den
sie abschüttelten. Gleichzeitig näherte sich die Mitte der 8. Armee, dem auf
der ganzen Front weichenden Feind dicht folgend, Lyck.
Führer und Truppen gaben ihr Bestes her, um schnell vorwärtszu-
kommen. Für die große strategische Kombination ging es zu langsam.
Lyck, vom III. sibirischen Korps hervorragend verteidigt, fiel erst am 14.
früh. Das Korps entkam der Vernichtung und wich über Augustow hinter
das Sumpfgelände des oberen Bobr zurück.
Nach dem Fall von Lyck ging es schnell vorwärts; schon in der Nacht
vom 16./17. war General Litzmann nach erneutem heftigen Kampf in
Augustow. Ich hatte mich in diesen Tagen bemüht, den rechten Flügel der
8. Armee von Raigrod scharf nach Osten über Taino südlich Augustow auf
Schtabin—Krasnybor gegen den Bobr zu schieben, um dem III. sibirischen
Armeekorps immer wieder in die Flanke zu kommen. Die Wege-
verhältnisse haben der 8. Armee dies nicht als ausführbar erscheinen lassen.
Zum Schutz der Armeen gegen OÖssowjetz—Lomsha wurden sehr früh-
zeitig, noch während die Kolonnen auf Augustow eilten, die 3. Res. Div., die
5. Inf. Brig. und 11. Ldw. Div. nach und nach aus dem Angriff herausge-
zogen und dorthin vorgeschoben. Ossowietz sollte gesperrt und angegriffen
werden. Die Ansammlung starker Kräfte bei Lomsha war zur Gewiß-
heit geworden. Die dorthin entsandten Teile des XX. A. K. genügten
nicht mehr.
Inzwischen war die umfassende Wirkung der 10. Armee zur vollen
Auswirkung gekommen. Nach außerordentlichen Marschleistungen und
Überwindung unsäglicher Anstrengungen erreichte ihre Mitte schon in der
Nacht vom 10. zum 11. in der Stoßrichtung Tilsit—Kalwarija die Straße
Insterburg—Kowno bei Wirballen, und als Lyck am 14. fiel, waren die
Marschkolonnen schon hart nördlich des großen Augustower Forstes bei
Suwalki—Seiny eingetroffen.
Die zurückflutende russische Armee wurde entscheidend in der Flanke
gefaßt und nach Süden abgedrängt. Sie war anscheinend auch diesmal
überrascht, genau wie zu Beginn des Vormarsches aus Oberschlesien und
von Hohensalza her. Unser Nachrichtenwesen hatte hier in Verbreitung
falscher Gerüchte und in der Abwehr sehr gut gearbeitet. Den Russen und
der Entente war es nicht gelungen, Kenntnis von diesen Bewegungen zu
erhalten. Es ist auch überaus schwer, genaue Angaben über den Feind,
zumal rechtzeitig, zu bekommen, andernfalls wäre das Kriegführen mit
Kriegserinnerungen 1914—18. 7