Gegenangriffe der Russen 101
Erfolge erzielt. Die neugebildete 10. russische Armee erlitt eine Nieder—
lage. Das Ruhebedürfnis der Truppen und die Ungunst der Witterung
waren aber so groß, daß sich das Armee-Oberkommando, da es auch noch
weitere Truppen an die 8. Armee und die Armeeabteilung Gallwitz abzu-
geben hatte, zögernd entschließen mußte, weitere Angriffsgedanken end—
gültig aufzugeben und in den Stellungskrieg zu fallen. Es beließ seinen
linken Flügel bei Kalwarija—Marjampol—Pilwischki. Der Russe prallte
Mitte März gegen die Stellungen, aber allmählich trat Ruhe ein.
Die Angriffe der Russen an der Südfront waren immer hartnäckiger,
die Kämpfe immer erbitterter geworden. Während des Weitermarsches
des Generals Litzmann von Johannisburg über Bialla an den ersten Tagen
der Winterschlacht war vom XX. A. K. die 41. Inf. Div. mit Landsturm
auf der Straße Johannisburg—Kolno auf Lomsha vorgeschoben, um es
von Norden abzuschließen. Die 37. Inf. Div. drückte über Myschinjetz vor.
Die 41. Inf. Div. traf vorwärts der Festungswerke von Lomsha auf den
Feind, ihre Kräfte reichten gerade aus, um den Raum zwischen der Pissa
und der Straße Schtschutschin—Stawiski—Lomsha abzusperren. Erst all-
mählich trafen die 3. Res. Div. und 5. Inf. Brig. ein. Sie sollten den weiten
Raum von Stawiski bis zum Bobr decken, während die 11. Ldw. Div. mit
dem Angriff auf Ossowjetz begann. Der Anmarsch der 3. Res. Div. und
5. Inf. Brig. traf mit einem Angriff der russischen Garde und des V. A. K.
aus Lomsha heraus zusammen. Vom 21. Februar ab entwickelten sich
nördlich der Sperrfeste schwere Kämpfe. Die deutschen Truppen schlugen
sich heldemmütig. Die Krise war ernst. Eines Morgens meldete mir der
Chef der 8. Armee, die 3. Res. Div. wäre durchbrochen. Schließlich hielt sie
indessen doch stand, da der Russe erlahmte. Lange blieb die Lage dort und
damit auch für die Belagerungstruppen vor Ossowjetz gespannt. Erst nach
dem Eintreffen der 1. Ldw. Div. vor Lomsha Anfang März war unsere Front
so dicht besetzt, daß ich jede Gefahr östlich der Pissa als beseitigt ansehen
konnte. Die Standhaftigkeit der Truppen und namentlich der 3. Res. Div. hatte
einen glänzenden Abwehrerfolg errungen. Die Gruppe übernahm General
v. Scholtz. Sein Befehlsbereich wurde später bis an die Schkwa ausgedehnt.
General v. Scholtz hatte bereits in der Schlacht bei Tannenberg und in
Polen mit besonderer Auszeichnung geführt. Er war in seinem Dienstgrade
erheblich älter als der Oberbefehlshaber der 8. Armee, General Otto
v. Below, doch willig unterstellte sich der General dem jüngeren Kameraden.
Zwischen Pissa und Orshitz hatte General v. Staabs mit seiner
37. Inf. Div. und dort stehendem Landsturm gegen den Narew Gelände
gewonnen. Der Russe verstärkte sich hier bald sehr erheblich. Unab-
lässig griff er aus Nowogrod und namentlich mit dem IV. sibirischen Ar-
meekorps von Ostrolenka her an. Die Kämpfe wurden immer erbitterter.