Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

110 Der Sommerfeldzug gegen Rußland 1915 
  
holte, schlug der Wind um. Wir hatten schmerzlichen Abgang an Gas- 
kranken. Das Gas war bei der Truppe nicht beliebt. Der Einbau dauerte 
zu lange, und das Warten auf den Wind mit gefüllten Gasbehältern im 
Schützengraben widerstrebte Offizieren und Mannschaften. 
Der Angriff der 10. Armee bei Suwalki hatte taktischen Erfolg. 
Ob diese Angriffe der großen Operation wirklich genützt haben, weiß 
ich nicht, da sie aber taktisch richtig waren, so erschienen sie gerechtfertigt. 
Wirksamer mußte eine Unterstützung der Operation des Generals 
v. Mackensen werden, wenn wir selbst zur freien Bewegung gegen 
den Feind kamen. Das war auf den Fronten der 9. Armee, der Armee- 
abteilung Gallwitz der 8. und 10. Armee unmöglich und nur nördlich des 
Rjemen nach Litauen und Kurland hinein ausführbar. Wir hatten Ende 
März, Anfang April die 3. und bayer. Kav. Div. aus dem Westen bekom- 
men und bei Gumbinnen ausgeladen, da der linke Flügel der 10. Armee 
immer noch recht schwach war. Diese beiden Divisionen und die schon nörd- 
lich des Pregel stehende 6. Kav. Div. sollten Ende April nach Litauen und 
Kurland hineinreiten, gestützt auf die 6., 36. und 78. Res. Div. Die Ka- 
vallerie-Divisionen waren sehr sorgfältig für diese Operation ausgestattet. 
Die Führung übernahm hier General v. Lauenstein. 
Am 27. April begann unser Zug nach Litauen und Kurland. 
General v. Lauenstein trat aus dem von dem Oberbefehlshaber Ost 
festgelegten Aufmarsch heraus in drei Kolonnen den Vormarsch auf 
Schaulen an: 
mit der rechten — bayer. und 3. Kav. Div. und 36. Res. Div. — über 
Jurborg, 
mit der mittleren — 78. Res. Div. — auf der großen Chaussee von Tau- 
roggen, 
mit der linken — 6. Kav. Div. und 6. Res. Div. — aus der Gegend von 
Memel. 
Schon am 27. abends stand die 3. Kav. Div. dicht südöstlich der Straße 
Tauroggen—jelmy, unweit Skaudvile, während die bayer. Kav. Div. auf 
Rossieny geritten war. Die 6. Kav. Div. mußte hart östlich der Grenze 
kämpfen und kam am 27. nicht allzu weit vor. 
Der Gegner, dessen Hauptkräfte seit Ende März unverändert nord- 
östlich Tauroggen standen, wich auf Kjelmy aus und entkam, da die 
3. Kav. Div. nicht zugriff. Am 28. April standen die bayer. und 3. Kav.= 
Div. bei Kjelmy und östlich, die 6. bei Worny. 75 km waren in zwei Tagen 
zurückgelegt. Am 29. näherten sich die Kavallerie-Divisionen Schaulen und 
Kurschany. Am 30. wurde Schaulen besetzt, das die Russen in Brand ge- 
steckt hatten. Die 6. und die 3. Kav. Div. setzten die Bewegung in Richtung 
Mitau fort, vor dem die 6. Kav. Div. am 3. Mai eintraf. Sie konnte den
	        
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