Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Rückwärtige Anlagen 145 
  
  
  
  
sonders in der Kartoffelversorgung. Die Futterlieferung für die Pferde 
war nicht genügend. Hafer fehlte, Rauhfutter war zu sperrig, um es in 
genügenden Mengen heranzubringen. Viele Pferde starben an Entkräf- 
tung. Wir gaben schließlich auch Holzmehl. 
Besonderer Vorsorge bedurfte es, ein Verderben der mühsam heran- 
geschafften Verpflegung auf den Bahnhöfen zu verhindern. Dort fehlten 
naturgemäß alle Schuppen und Zelte. Auch hierfür hatte ich zu sorgen. 
Überall war der Wille gut, aber die Schwierigkeiten häuften sich nach unten 
hin und machten manchen mutlos. 
Bei der Bewältigung der Weihnachtssendungen war ähnliches zu 
überwinden. 
Dem Gesundheitszustand von Mann und Pferd schenkte ich meine 
volle Aufmerksamkeit. Ich hatte mit den beiden insonderheit hierfür ver- 
antwortlichen Herren, Ober-Generalarzt v. Kern und Chefveterinär 
Grammlich, eingehende Besprechungen. 
Die Verwundetenfürsorge während des Vormarsches war schwierig 
gewesen, jetzt waren die Bedingungen für sie etwas einfacher geworden. 
Es blieb aber noch ungemein vieles von den verantwortlichen Stellen 
zu erledigen. Die wenigen Sanitätsanstalten, die wir in dem besetzten 
Gebiet vorfanden, kamen kaum in Betracht. Ich drang darauf, daß so 
viele Verwundete wie möglich in die Heimat abgeschoben würden, aber 
ich mußte mich sehr lange gedulden. Leichtkranke und Leichtverwundete 
wurden später im besetzten Gebiet belassen, sie fanden hier neben Erholung 
auch leichte Arbeit. Von Heereskrankheiten blieben wir verschont, nur das 
Fleckfsieber flackerte ab und zu ganz kurz auf. Für die Entlausung der 
Truppen wurde bei diesen selbst gesorgt, an den Grenzen zur Verhinderung 
von Verschleppungen nach der Heimat weitestgehende Fürsorge getroffen. 
Der ganze Sanitätsdienst war dank der schaffensfreudigen Energie des Ober- 
Generalarztes v. Kern und der Pflichttreue der Militärärzte in muster- 
hafter Ordnung. Herr v. Kern ist Philosoph. Philosophen können demnach 
auch tatkräftig sein. 
Die Pferde litten an Rotz und Räude. Des Rotzes wurden wir durch 
Blutuntersuchungen Herr, der Räude nicht. Sie hat uns sehr geschadet. 
Viele Mittel wurden ausprobiert, erst gegen Ende des Krieges wurde ein 
wirkungsvolles gefunden. Pferdelazarette entstanden in großer Anzahl. 
Die Veterinäroffiziere fanden reichliche Arbeit. Ihre Hingabe zeitigte 
wichtige Erfolge. 
Die Pflege und Unterbringung der Pferde war nicht immer einwand- 
frei. Ich wandte mich oft an die Armee-Oberkommandos, daß den Pferden 
mehr Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken seien. 
Der Ersatz der Bekleidung, die Ausrüstung mit Winterbekleidung und
	        
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