10 Mein Denken und Handeln
Der Generalfeldmarschall ließ mich teilnehmen an seinem Ruhm. Bei
der Feier seines siebzigsten Geburtstages am 2. Oktober 1917 kleidete er
dies in besonders tief empfundene Worte.
Der Feldherr hat die Verantwortung. Er trägt sie vor der Welt und,
was noch schwerer ist, vor sich, vor der eigenen Armee und dem eigenen
Vaterlande. Als Chef und Erster Generalquartiermeister war ich voll mit-
verantwortlich und bin mir dessen stets bewußt gewesen. Ich stehe jeder-
zeit für mein Handeln ein.
Unser beider strategische und taktische Anschauungen deckten sich voll-
ständig, ein harmonisches und vertrauensvolles Miteinanderarbeiten ergab
sich daraus von selbst. Ich trug dem Generalfeldmarschall, nach Rück-
sprache mit meinen Mitarbeitern, kurz und knapp meine Gedanken für die
Anlage und Leitung aller Operationen vor und machte ihm einen ganz be-
stimmten Vorschlag. Ich hatte die Genugtuung, daß der Generalfeldmar-
schall stets — von Tannenberg an bis zu meinem Abgang im Oktober 1918—
mit meinem Denken übereinstimmte und meine Befehlsentwürfe billigte.
Wir hatten auch die gleiche Auffassung über den Charakter dieses
Volkskrieges und die sich hieraus ergebenden Notwendigkeiten. Ebenso
waren unsere Ansichten über den Frieden dieselben. Der Generalfeldmar-
schall erstrebte mit mir, das Leben des deutschen Volkes vor neuem An-
griff zu sichern. Er trat auch für dies alles mit seiner Persönlichkeit ein.
Diejenigen, denen die Autorität der Obersten Heeresleitung zur Er-
reichung ihrer selbstsüchtigen Ziele hinderlich war und noch werden konnte,
versuchten zwischen den Generalfeldmarschall und mich einen Keil zu
treiben. An seiner Person wagte man nicht zu rütteln, dafür glaubte
man mich treffen zu sollen. Man schuf einen Unterschied zwischen dem
Handeln und dem Denken des Generalfeldmarschalls und dem meinigen.
Er verkörperte hiernach das gute Prinzip, ich das böse. Die solches verbrei-
teten, mußten den Generalfeldmarschall zum mindesten für allen vermeint-
lichen Schaden mitverantwortlich machen, sonst untergruben sie seine Stel-
lung und machten aus ihm einen Mann, der nicht die hohen Eigenschaften
besitzen konnte, die sie ihm beizulegen beabsichtigten und die sein eigen sind.
Der Ruhm des Generalfeldmarschalls steht fest in den Herzen des
deutschen Volkes.
Ich habe ihn hoch verehrt und ihm treu gedient, seinen vornehmen
Sinn ebenso geschätzt wie seine Königsliebe und seine Verantwortungs-
freudigkeit.
V.
Mein Leben war Arbeit für das Vaterland, den Kaiser und die Armee.
Während der vier Kriegsjahre lebte ich nur für den Krieg.