184 Der erweiterte Oberbefehl an der Ostfront August 1916
Auch die Kavallerie-Brigade wurde für die k. u. k. 2. Armee bestimmt.
Sie sollte sich der Abteilung Melior anschließen.
Die Oberste Heeresleitung verfügte im Osten noch über weitere Kräfte.
Das türkische X V. A. K. war im Eintreffen. Enver hatte sich infolge der
Notlage im Osten sofort entschlossen, ein Armeekorps aus der Gegend von
Konstantinopel nach der Ostfront zu schicken. Die deutsche Oberste Heeres-
leitung wollte die Heeresgruppe Linsingen damit verstärken. Die Quartier=
macher waren bereits Anfang August angekommen, als die Lage der
Heeresgruppe Erzherzog Karl die Oberste Heeresleitung veranlaßte, das
türkische Armeekorps, das nur mit wenigen Zügen eintreffen konnte, nach
Ostgalizien abzudrehen. Die Türken haben sich im Rahmen der deutschen
Südarmee gut geschlagen, obschon sie eine ihnen ganz neue Kampfweise
zu lernen und zu führen hatten.
Die Auffüllung der drei Diovisionen, die die Oberste Heeresleitung im
Juli für den Osten angeordnet hatte, näherte sich ihrem Ende. Ich hätte
gern sofort über sie verfügt. Die Oberste Heeresleitung ließ es nicht zu,
sie hielt die Divisionen noch nicht für fertig. Wenige Tage darauf aber
bekamen wir zwei überwiesen, die dritte wurde der Heeresgruppe Erzherzog
Karl zugeteilt.
Der Russe hatte erkannt, daß er gegen die deutsche Front nichts aus-
richten könne, und griff nördlich des Pripjet nicht mehr an. Er legte
immer schärfer den Druck nach Wolhynien und Ostgalizien und führte neue
Kräfte dorthin. Noch in der ersten Augusthälfte setzte er hier seine An-
griffe fort.
Am 8. bis 10. August griff der Russe die Heeresgruppe Linsingen
und den rechten Flügel der Heeresgruppe Gronau erneut in ihrer ganzen
Ausdehnung an und wurde abgeschlagen. Wenn auch der Großangriff
beendet war, so gingen doch, namentlich am Stochod östlich und nordöstlich
Kowel, die Kämpfe in großer Erbitterung weiter. Es gelang dem Russen,
an einigen Stellen auf dem westlichen Stochodufer Fuß zu fassen, keine
entscheidende, aber bei der hohen Kräfteanspannung und dem starken
Kräfteverbrauch der Heeresgruppe Linsingen doch schwerwiegende Tatsache.
Sie veranlaßte uns, unsere Kavalleriereserve bei Kowel auszuladen.
Gleichzeitig mit dem Angriff auf Kowel erfolgten russische Angriffe
gegen die k. u. k. 2. Armee und die Heeresgruppe Erzherzog Karl in Ga-
lizien. Der rechte Flügel der k. u. k. 2. Armee wurde bei Zalosche durch-
brochen, die Abteilung Melior verhinderte das Schlimmste, aber die
Front war so brüchig, daß wir sie auf Zborow zurücknahmen. Die
zwei uns zur Verfügung gestellten neuen Divisionen wurden unter dem
Generalkommando I. A. K. — General v. Eben — hier eingesetzt, sie ge-
nügten gerade, um die Gegend um Zborow in schweren, sich lang hinziehen-