202 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916
V.
Der Verkehr mit unseren Bundesgenossen ging durch die beiderseitigen
Militär-Bevollmächtigten, sofern nicht eine persönliche Aussprache möglich
war. Den gegenseitigen Verkehr mit dem k. u. k. Armee-Ober-Kommando
vermittelte der deutsche General v. Cramon, der mit außerordentlichem Ge-
schick und großem persönlichen Takt sich seiner manchmal schweren Aufgabe
unterzog. Unsere Beziehungen zu dem k. u. k. Ober-Kommando wurden
durch ihn immer vertrauensvoller. Der k. u. k. Militär-Bevollmächtigte im
deutschen Großen Hauptquartier, Feldmarschalleutnant v. Klepsch, trat
mehr zurück. Er war gleichfalls eine außerordentlich geeignete Persönlich-
keit, die immer dazu beitrug, kein Mißverständnis aufkommen zu lassen,
und stets bereit, im Sinne unverbrüchlicher Waffenbrüderschaft zu wirken.
Träger der Verhandlungen mit Bulgarien war vornehmlich Oberst,
später General Gantschew, bulgarischer Militär-Bevollmächtigter bei uns.
Ein ungemein kluger Kopf und gewandter Mann, der die bulgarischen
Interessen mit Geschick vertrat, ohne die großen Gesichtspunkte aus dem
Auge zu verlieren. Er war ein treuer Anhänger des Bündnisses. Später
hat er seinen königlichen Herrn bei der Abdankung nach Deutschland be-
gleitet. Der deutsche Militär-Bevollmächtigte in Sofia, Oberst v. Massow,
der bei dem Zaren in großem Ansehen stand, wurde oft beteiligt, er mußte
häufig Unstimmigkeiten glätten, die bei der bulgarischen Eigenart sehr
leicht entstanden.
Der türkische Militär-Bevollmächtigte, Generalleutnant Zeki Pascha,
war ein vornehmer Osmane und zuverlässiger Freund Deutschlands, ein
ungemein taktvoller und guter Sachwalter seiner Armee. Der deutsche
Vertreter in Konstantinopel, General v. Lossow, war in türkischen Verhält-
nissen besonders bewandert und ein persönlicher Freund Envers. Es lag
in der Natur der Sache, daß wir uns viel an ihn wandten. Da bei der
türkischen Obersten Heeresleitung ein Deutscher Chef des Generalstabs war
— zuerst General Bronsart v. Schellendorf, dann General v. Seeckt —,
nahm der Verkehr mit ihr einen besonders vertrauensvollen Cha-
rakter an.
Als der Generalfeldmarschall und ich nach Pleß kamen, schwebte
gerade die Frage einer gemeinsamen Kriegsleitung des Vierbundes auf
taktisch-strategischem Gebiete; ich trat warm für sie ein und hatte die
Genugtuung, daß sie bald geschaffen wurde. Seine Majestät der Kaiser
erhielt die letzte Entscheidung, der Generalfeldmarschall durfte „im Auf-
trage" anordnen. In Praxis war die Leitung beschränkt; wir über-
sahen nicht klar den inneren Wert der Armeen unserer Bundesgenossen
und konnten daher z. B. nicht verfügen, daß an der italienischen Grenze