Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Die Lage im Osten und Südosten 219 
  
In dem Trichtergelände der Nordostfront Verduns wurde weiter ge- 
rungen. Der Franzose machte Vorstöße, wir blieben in der Verteidigung. 
Die Truppe wurde stark mitgenommen. Das ganze Bild änderte sich indes 
dort nicht. 
An der italienischen Front wurde in der Zeit vom 14. bis 17. Sep- 
tember die 7., vom 9. bis 13. Oktober die 8. Isonzo-Offensive der italieni- 
schen Armeen durch Österreich-Ungarn zum Scheitern gebracht; ein weiterer 
Ansturm stand zu erwarten. 
An der mazedonischen Front war die Entente in der zweiten Sep- 
temberhälfte westlich des Ostrowo-Sees zum Gegenstoß in Richtung Florina 
übergegangen und hatte die Bulgaren darüber hinaus bis in ihre Aus- 
gangsstellung vom August zurückgedrängt. Ich hoffte, daß diese dort 
eine ausgebaute Stellung vorfinden würden. Aber das Oberkommando der 
11. Armee, das inzwischen dort den Befehl übernommen hatte, klärte mich 
sehr bald in anderem Sinne auf. Die Bulgaren hatten nichts getan. Die Lage 
war natürlich ernst, und Oberst Gantschew klagte sehr beweglich über den 
schlechten Eindruck, den der Fall von Monastir auf seine Bulgaren machen 
würde. An den viel schlechteren Eindruck, den seine Bulgaren auf uns 
machten, dachte er nicht gern. Es war ihnen zur Zeit nicht zu helfen. 
Ich hatte aber die Ansicht gewonnen, daß die bulgarische Armee 
fester in die Hand genommen werden müsse, und schlug daher die 
Bildung einer besonderen Heeresgruppe unter deutschem Oberbefehl, aber 
unter der bulgarischen Obersten Heeresleitung vor. Diese ging darauf ein. 
General Otto v. Below verließ mit seinem Chef, General v. Böckmann, 
Kurland und übernahm das neue Heeresgruppenkommando in Usküb. 
Die Lage der bulgarischen Truppen in der mazedonischen Ebene war 
in der ersten Oktoberhälfte ernst. 
An der Ostfront versuchte die Oberste Heeresleitung zunächst deutsche 
Truppen an den Maros-Abschnitt zu schaffen, um hier der schwachen öster- 
reichisch-ungarischen Verteidigung einen gewissen Rückhalt zu geben. Das 
war das erste, was geschehen mußte. Ferner blieben die Befehlsverhält- 
nisse gegen Rumänien klar zu regeln und auch närdlich der Kar- 
pathen neu zu ordnen. Da General v. Conrad Wert darauf legte, daß in 
Siebenbürgen eine österreichisch-ungarische Kommandobehörde den Befehl 
führe, so wurde eine neue Heeresgruppe unter Erzherzog Karl in Ungarn 
gebildet, sein Generalstabschef blieb General v. Seeckt. 
Die bisherige Heeresgruppe des Erzherzogs mit Ausnahme der Truppen 
in den Karpathen trat unter General v. Boehm-Ermolli, der das Kommando 
über die k. u. k. 2. Armee beibehielt. Die so gebildete Heeresgruppe wurde 
dem Oberbefehlshaber Ost unterstellt. Nun war endlich nördlich der Kar- 
pathen die klare und den Verhältnissen entsprechende Befehlsgliederung
	        
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