Operationsplan 233
rer Ausnutzung ihres Erfolges den Vormarsch in nördlicher Richtung bis
an die Donau fortsetzen sollte. Sie wurde von mir verneint, da das Fest-
laufen des Angriffs des Erzherzogs Karl in den siebenbürgischen Randge-
birgen inzwischen zur unumstößlichen Tatsache geworden war. Selbst wenn
die 3. bulgarische Armee bei ihren ungenügenden rückwärtigen Verbindun-
gen bis zur Donau vorgedrungen wäre, hätte sie dort vereinzelt gestanden.
Sie konnte von hier aus nicht zu einem Zusammenwirken mit der 9. Armee
bei deren Einfall in die westliche Walachei gebracht werden. Dies war
aber die Grundbedingung für das Gelingen der Gesamtoperation. So
schwer es der Obersten Heeresleitung auch wurde, die Weisung erging, daß
Generalfeldmarschall v. Mackensen den Vormarsch anzuhalten, den Donau-
übergang südwärts Bukarest vorzubereiten und in der zweiten November-
hälfte mit möglichst starken Kräften überzugehen habe. Der Generalfeld-
marschall nahm es auf sich, nur überaus schwache Teile in der Nord-
dobrudscha zurückzulassen. Sie gruben sich hier ein. Ihre Lage blieb
naturgemäß sehr gefährdet. Die Hauptkräfte wurden im Fußmarsch und
unter Benutzung der nach und nach wieder in Betrieb genommenen, wenig
leistungsfähigen Dobrudschabahn nach Rustschuk in Bewegung gesetzt.
Generalfeldmarschall v. Mackensen wählte als Übergangsstelle Swistom
Zimnicea. In Pleß war uns dieser westlich gelegene Punkt sehr recht. Die
Donau-Armee näherte sich so den in die Westwalachei einrückenden Teilen
der 9. Armee.
Als Einfallstor in die Walachei vom Westen und Norden kamen die
Gegend von Orsowa, der Vulkan= und Szurduk-Paß oder der Rotenturm-
Paß in Frage.
Im Rotenturm-Paß und hart südlich war General Krafft v. Dell-
mensingen mit seinem durch 2 k. u. k. Gebirgsbrigaden verstärkten Alpen-
korps auf sehr hartnäckigen Widerstand gestoßen, als er nach der Schlacht
von Hermannstadt die Flankensicherung der auf Kronstadt vorstrebenden
9. Armee übernommen hatte. Um Kräfte auf sich zu ziehen und die
Armee zu entlasten, hatte er die Verteidigung angriffsweise geführt. In
sehr erbitterten Kämpfen, in denen der Rumäne häufig auch zu Gegen-
angriffen überging, gewann das Alpenkorps bis Ende Oktober südlich der
Paßhöhe nur wenig Boden. Es mußte hier einen Hochgebirgskrieg im
Winter in allen seinen charakteristischen Formen und mit allen seinen un-
geheuren Schwierigkeiten führen. Die Truppen, auch die k. u. k. Gebirgs-
brigaden, schlugen sich vortrefflich; aber die Kriegführung brauchte hier un-
endliche Zeit.
Ein Übergang der Hauptkräfte der 9. Armee über das Gebirge an
dessen höchster und breitester Stelle gegenüber einem starken und nicht mehr
zu überraschenden Feind mußte ebenso stecken bleiben, wie der gleiche An-