Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

238 Der Entente-Ansturm im Herbst 1916 
  
Schon am 17. stand die Heeresgruppe in der Ebene vor einer neuen 
starken Stellung zwischen der Donau in Höhe der Calmatuiumündung und 
dem Gebirge südwestlich Rämnicu Sarat. In den Bergen westlich und 
nordwestlich hiervon hatte der Rumäne engen Anschluß an die der Heeres- 
gruppe Erzherzog Karl gegenüberstehenden Truppen. 
Generalfeldmarschall v. Mackensen hatte inzwischen auch die 3. bul- 
garische Armee auf dem rechten Donauufer antreten lassen. Sie fand bis 
zur Mündung keinen ernstlichen Widerstand, erreichte sie am 24. De- 
zember und wandte sich nun gegen den rechtsseitigen Brückenkopf von 
Braila, bei Maciu und flußabwärts. In der Ebene westlich der Donau 
konnte die Heeresgruppe erst nach Heranschaffung von Munition angreifen. 
Nach sehr erbittertem Ringen durchbrach in den Weihnachtstagen die 
9. Armee die russisch-rumänische Stellung, der Feind wurde auf der ganzen 
Front zum Rückzug gegen den oberen Sereth, vornehmlich in den Rich- 
tungen Braila und Focsani, gezwungen. 
Der feindliche Widerstand südlich des Sereth war aber damit noch 
keineswegs gebrochen. Die Kämpfe in der Walachei zogen sich bis in den 
Januar hin. Unsere Truppen bedurften dringend der Ruhe. Ich dachte 
mit Sorgen, wie ich sie aus diesem Winkel heraus wieder auf die großen 
Kriegsschauplätze bringen würde. Wohl war alles geschehen, um die 
rumänischen Bahnen wieder in Betrieb zu nehmen. Ihre Leistungsfähig= 
keit aber konnte nur gering sein. Auch die Truppenbeförderung auf der 
Donau wurde vorbereitet; bei dem so ungemein streng einsetzenden Winter 
war indes mit dem Zufrieren zu rechnen. Trotz aller vorbereitenden Maß- 
nahmen mußte der Abtransport auf jeden Fall lange Zeit in Anspruch 
nehmen. Endlich, am 4. Januar, nahm die Donau-Armee nach neuem 
schweren Kampfe Braila. Sie erreichte den Sereth bis zur Buzaumündung 
abwärts. Die 9. Armee hatte sich im Anschluß an die Donau-Armee unter 
steten Gefechten, in denen uns der Russe am 6. besonders hart bedrängte, 
an den Sereth herangeschoben. Sie nahm am 8. Focsani und das Gelände 
nördlich der Stadt bis zur Putna. 
Der Angriff der Heeresgruppe Erzherzog Karl, der um Weihnachten 
begann, hatte inzwischen keinerlei Fortschritte gegen den Trotus gemacht. 
Die tiefe Erschöpfung der Truppen, Zeit und Witterung drängten zur Be- 
endigung des Feldzuges. Die Linie, in der die Heeresgruppe Mackensen 
stand, war annähernd die beabsichtigte. Der Angriff wurde eingestellt. 
Die Armeen gruben sich in der erreichten Linie ein. 
Der zweite Schritt in dem rumänischen Feldzuge war getan und dieser 
damit beendet. Reich an stolzen Waffentaten unserer tapferen Truppen, 
reich an großen Führerentschlüssen von dem niedrigsten Führer bis hinauf 
zur Obersten Heeresleitung, reich aber auch an ernsten Sorgen, die keiner
	        
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