Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Schlußkämpfe in der Walachei 239 
  
  
schwerer empfinden konnte als ich. Wir hatten das rumänische Heer ge- 
schlagen; es vernichtend zu treffen, war ausgeschlossen gewesen. Wir hatten 
erreicht, was irgend möglich war, mußten aber doch Kräfte in der 
Dobrudscha und der Walachei stehen lassen, die wir vor Eintritt Rumäniens 
in den Krieg an der Ost= und Westfront, auch in Mazedonien, verwendet 
hatten. Trotz unseres Sieges über das rumänische Heer waren wir in der 
Gesamtkriegführung schwächer geworden. 
Mit Beendigung des Feldzuges in Rumänien waren die Kämpfe des 
Herbstes 1916 endgültig zu unseren Gunsten entschieden. Das Ergebnis 
wurde erzielt nicht nur auf den Schlachtfeldern Siebenbürgens, der 
Walachei und in der Dobrudscha, wo es sein äußeres Kennzeichen fand, 
sondern auch in dem Ringen an der Westfront, an der Isonzofront, in 
Mazedonien und im Osten. Es war ein Zusammenfassen der gesamten 
vorhandenen Kräfte auf ein Ziel, den Ansturm der Entente abzuwehren 
und sich die Lebensmöglichkeiten zu erhalten. Dieser Ansturm war zu- 
sammengebrochen, und die Hilfsquellen der Walachei waren unser. Die 
ungeheure Überlegenheit der Entente an Menschen und Kriegsmitteln war 
an der Haltung der Truppen und der Sicherheit und Entschlußfreudigkeit 
der Führung zerschellt. 
In den Abwehrkämpfen hatten die deutschen Truppen trotz vieler 
Rückschläge ihren Mann gestanden, die k. u. k. Truppen waren den russi- 
schen gegenüber unterlegen. Die Bulgaren hatten vielfach enttäuscht. Die 
Türken leisteten das, was wir erwarteten. 
In den Bewegungskämpfen des rumänischen Feldzuges hatte die 
deutsche Führung ihr altes Übergewicht von neuem bekundet. Die deutsche 
Truppe, die auch die Bundesgenossen mitriß, hatte in freiem selbständigen 
Handeln starken Feind geschlagen. Dieser konnte uns gegenüber nur da, 
wo wir in der Abwehr waren, durch Masseneinsatz von technischen Kriegs- 
mitteln Erfolge erringen; wo diese fehlten, war der Deutsche auch hier 
überlegen. 
An allen Teilen der gewaltigen Front hatte das deutsche Heer, hatte 
jeder einzelne sein Bestes und buchstäblich das Letzte hergegeben. Nur hier- 
durch waren die Erfolge möglich gewesen, für die dem deutschen Soldaten 
die Weltgeschichte den Lorbeer geben wird. Jetzt bedurften wir dringend 
der Ruhe. Das Heer war im höchsten Maße abgekämpft und überaus 
erschöpft. 
Auch der Feind schien müde. Er hatte aber doch noch die Kraft zu dem 
so erfolgreichen Vorstoß bei Verdun gehabt. Bei seiner Überlegenheit 
konnte er den Truppen mehr Ruhe geben. Mit ihrer schnellen Erholung 
mußten wir rechnen.
	        
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