Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

  
  
Die Grundlage der weikeren Kriegführung 
und das Kriegsinstrumenk. 
J. 
D“ Krieg legte uns die Pflicht auf, auch die letzten menschlichen Kräfte 
aufzubringen und verfügbar zu machen. Ob das für den Kampf oder 
für Verwendung hinter der Front, ob für die Kriegswirtschaft oder sonstigen 
Dienst im Heimatheere und im Staate geschah, war gleich. An einer Stelle 
konnte der einzelne Mann dem Vaterlande nur dienen, aber seine Kraft 
mußte nutzbar gemacht werden. Der Staatsdienst war eine Sache für sich. 
Im übrigen erfolgte der Ausgleich im großen zwischen Heer, Marine und 
Heimat durch die Oberste Heeresleitung im Benehmen mit den beteiligten 
heimatlichen Behörden. Nur die Oberste Heeresleitung konnte dies an- 
nähernd übersehen; auch der preußische Kriegsminister hatte nicht ge- 
nügenden und nur einseitigen Einblick in die am Feinde stehende Wehr- 
macht und die Kriegsnotwendigkeiten. 
Das Feldheer hatte bisher seinen Ersatz aus den Wiedergenesenen, 
die dank der vortrefflichen sanitären Maßnahmen in hohen Zahlen zurück- 
kamen, aus den zur Verfügung stehenden Rekrutenjahrgängen sowie durch 
Nachmusterungen und Auskämmen erhalten. Wir wurden gezwungen, 
Neunzehnjährige an die Front zu schicken; noch tiefer im Lebensalter hin- 
unterzugehen, war nicht möglich. Die Bedingungen für die Tauglichkeit 
waren herabgemindert. Die bei weitem größte Zahl der bisher zur Ver- 
fügung stehenden Männer war eingezogen. Doch mußte versucht werden, 
dem Heere nicht nur wirklich alle zuzuführen, die bisher zur Verfügung 
standen, sondern ihm auch noch darüber hinaus neuen Kraftzuschuß zu 
sichern; namentlich galt es die Zahl der Reklamierten zu vermindern. Zu- 
gleich waren die nötigen Menschenkräfte für die Arbeiten im Rücken des 
Heeres, wo der Stellungsausbau von so unendlicher Bedeutung war, sowie 
für die Kriegswirtschaft der Heimat zu gewinnen. 
Mir ist der Ausdruck „garnisonverwendungsfähig“ stets ein Dorn im 
Auge gewesen. Warum sollte nicht der garnisonverwendungsfähige Mann, 
der im Felde verwertet wurde, ebenso das Gewehr tragen wie der „kriegs- 
verwendungsfähige“, wenn es um alles ging? In dem „garnisonverwen- 
dungsfähig" sah aber der Mann einen Schutzbrief. Die Oberste Heeres-
	        
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