Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

274 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument 
  
und ein weiteres Gefahrsmoment für sie zu schaffen. Die Bestände, ebenso 
wie der Truppenverbrauch bedurften einer dauernden Überwachung. Der 
Verkehr der Personenkraftwagen mußte immer mehr beschränkt, auch der 
Lastkraftwagenverkehr in ruhigen Zeiten vermindert werden, um ihn in 
kritischen Lagen voll aufnehmen zu können. Ich konnte für das Heer nicht 
mehr beanspruchen. · 
Die Olnot in der Heimat war groß. Das Land bekam nicht genügend 
Petroleum für den Winter. Der Landmann verbrachte die langen Winter- 
abende im Dunkeln; dies war eine schwere Belastung für die Stimmung. 
Es ist bezeichnend für unsere Verhältnisse in Deutschland, wie wenig 
von diesem Übelstand die Rede war. Die Verkehrsnot war eine Zeitlang 
mit auf das schlechte Schmieröl der Lokomotiven zurückzuführen, das bei 
Kälte leicht fror. Der private Kraftwagenverkehr in der Heimat ruhte 
fast völlig. Die ganze Betriebsstoffrage blieb dauernd ungemein ernst. Ihr 
war unausgesetzt die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Mein Wunsch, 
daß Heer und Marine einheitlich versorgt würden, ging erst im Herbst 1918 
in Erfüllung. Die Bereitstellung der Betriebsstoffe für Heer und Heimat 
war einheitlich. Sie lag in den Händen des Feldkraftfahrchefs. 
Es wurde seitens der Obersten Heeresleitung immer wieder die Ver- 
vollkommnung aller für Ersatzbetriebsstoffe in Frage kommenden Ver- 
fahren angeregt. Viele natürliche Schwierigkeiten standen aber der Ver- 
wirklichung der Verfahren entgegen und schlossen sie aus. 
Die Rohmaterialien für den Schützengrabenkrieg, Holz und Schotter, 
wurden immer mehr und mehr aus den besetzten Gebieten bezogen. Auch 
die Heimat hatte noch zu liefern. 
Ich konnte mich auf dem Gebiete der Rohstoffe nur um die grund- 
legenden Fragen bekümmern. Sie erforderten trotzdem ein umfassendes 
Einarbeiten, auch mußte ich dauernd auf dem laufenden sein, um einzelne 
schwerwiegende Entschlüsse richtig fassen zu können. 
Die besetzten Gebiete hatten Rohstoffe herzugeben. Das lag in der 
Natur des Krieges. Durch straffe Organisation ist hierin nach und nach 
viel geschehen. An beide Generalgouverneure wandte sich die Oberste 
Heeresleitung mit der Bitte, in gleichem Sinne zu wirken. Es wird über- 
all im wesentlichen nach den gleichen Grundsätzen verfahren sein. Daß 
dies Härten für die Bevölkerung mit sich bringen mußte, steht fest, ebenso 
fest aber auch, daß diese Maßnahmen nicht zu vermeiden waren. 
Daß wir in vielen Fällen hätten praktischer verfahren können, wird 
jeder Einsichtige zugeben. Auch hier standen aber die Behörden und der 
einzelne vor einer neuen und in den wechselnden Bedürfnissen des langen 
Krieges schwer zu übersehenden Aufgabe. Trotz aller Beanspruchung ließen 
wir aber eine Rücksichtnahme walten, die gegenüber dem Zugreifen in der
	        
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