Das Kriegsernährungsamt 279
Die Pferde hatten es besonders schlecht, sie wurden ganz unzureichend
ernährt; die Hartfutterration war zu gering, die Rauhfutterversorgung be—
reitete dauernd große Schwierigkeiten.
Der Feldintendanturbeamte hatte zu Beginn des Krieges infolge seiner
formalen Friedensausbildung mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der
Personalbestand war auch zu gering. Später fand er sich in seine verant—
wortungsreiche Aufgabe. Seine hingebungs- und entsagungsvolle Arbeit
hat der Truppenführung wie dem Mann in der Front gedient.
Das Zusammenarbeiten der Organe der Obersten Heeresleitung mit
dem Direktor des Verwaltungs-Departements des Kriegsministeriums,
General v. Oven, meinem Mitkämpfer von Lüttich, und dem Kriegsernäh—
rungsamt ist stets ein gutes gewesen. Es wurde von wechselseitigem Ent-
gegenkommen getragen. Die Unterlassungssünden aus der Zeit vor dem
Kriege — die mangelnde wirtschaftliche Vorbereitung auf ihn und das sich
hieraus ergebende Fehlen jeder großen Reserve vor seinem Beginn — waren
nicht wieder gut zu machen.
Wir halfen im weiteren Verlauf der Heimat mit Lastkraftwagen und
Fuhrwerksgestellung zur Erleichterung der Versorgung, namentlich zur Ab-
fuhr von den Bahnhöfen der großen Städte. Wir nahmen es in den Kauf,
daß dadurch Schwierigkeiten für das Heer entstanden. Beurlaubungen für die
Ernte fanden weit über die normalen Zahlen statt. Die Kartoffelversorgung
des Landes wurde durch Erleichterung der Eisenbahnwagengestellung
gefördert.
Die besetzten Gebiete haben die Verpflegung erleichtert. Sie wurden
durch die Etappen-Inspektionen namentlich auch für die Fleischversorgung
herangezogen und die landwirtschaftlichen Betriebe möglichst fachgemäß
geleitet. Die Truppe selbst arbeitete da, wo sie lange eingesetzt blieb, fleißig
in Anbau und Ernte. Bei dem häufigen Wechsel kam aber nicht viel dabei
heraus. Rumänien hat uns, Österreich-Ungarn und Konstantinopel im
Jahre 1917 allein über Wasser gehalten.
Der Sorge um die Ernährung Belgiens waren wir durch Maßnahmen
der Entente überhoben.
Das neutrale Ausland, namentlich Dänemark, Holland und die
Schweiz, lieferte erhebliche Mengen. Wir brauchten beim Warenbezug eine
eigene deutsche Organisation und arbeiteten nicht wie die Entente mit den
Bewohnern des betreffenden Landes, die sie verdienen ließ. Dies hat, sei
es mit Recht oder Unrecht, starken Unwillen und Mißstimmung bei den
Verbündeten wie im neutralen Auslande und in weiterer Folge auch im
Inlande erregt.
Die Verpflegungslage Österreich-Ungarns war stets eine ungemein ge-
spannte. Ungarn war versehen; es übernahm zwar die Verpflegung eines