296 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
Zivilbehörden durch eine autoritative, dem Reichskanzler unmittelbar
unterstellte Persönlichkeit, inniges Zusammenarbeiten dieser Stelle mit
Kriegspresseamt und der Presse-Abteilung des Admiralstabes, Beschrän-
kung der Presse-Abteilung des Auswärtigen Amtes auf außenpolitische
Fragen; dafür Vertiefung ihrer Arbeit für feindliche, neutrale und ver-
bündete Zeitungen und endlich Vertretung und Förderung der wirtschaft-
lichen Interessen der Presse durch eine zentrale Stelle.
Die Forderungen wurden vom Reichskanzler v. Bethmann Hollweg
abgelehnt.
Die einheitliche Leitung der Presse wäre ein Weg gewesen, eine ge-
schlossene Stimmung im deutschen Volk von neuem ins Leben zu rufen und
das Trennende verschwinden zu lassen. Aufklärung, die eindringlicher
wirken sollte, mußte aber unmittelbarer erfolgen, so wie die feindliche Pro-
paganda uns traf. Das freie Wort von Staatsmännern und führenden
Geistern und Mundpropaganda mußten hinzukommen. Jedem Deutschen,
ob Mann oder Frau, war täglich zuzurufen, was ein verlorener Krieg
für das Vaterland bedeutete. Bild und Film hatten gleiches zu ver-
künden. Ein Darstellen der Gefahren hätte anders eingewirkt als das
Denken an Kriegsgewinne aller Art, als Reden und Schreiben über Ver-
ständigungsfrieden. Und was ebenso wichtig war: es würde uns vor
schwerer Gefahr bewahrt und dem Frieden gedient haben. Ich versuchte
es auch damit — und erregte vielen Unwillen.
Die sächsische, württembergische und badische Presse nahmen eine Son-
derstellung ein, aber sie bemühten sich, ein Zusammenarbeiten mit uns zu
erreichen. Die bayerische Presse ging je länger, je mehr nach allen Rich-
tungen hin ihren eigenen Weg.
Der Verkehr mit der Presse wurde übrigens dadurch erheblich er-
schwert, daß sie keine einheitliche Vertretung hatte. Ihre Organisation war
ebensowenig klar wie die entsprechende der Reichsbehörden. Wir sahen
uns dem „Presse-Ausschuß“, aus Berliner Pressevertretern gebildet, dem
Verbande Deutscher Zeitungsverleger und dem Reichsverbande der deut-
schen Presse gegenüber. Auch diese Organisationen waren in sich nicht
einig. Der Ruf „Hie Redakteur, hie Verleger"“ und noch vieles andere,
was ihre Uneinigkeit kennzeichnete, schallte uns entgegen. Ich bedauerte
das, weil es ein kraftvolles, einheitliches Zusammenfassen unserer öffent-
lichen Meinung ausschloß. Ich habe den Einfluß der Presse immer sehr
hoch eingeschätzt, aber nicht nur den der Hauptstadt, sondern auch den der
Provinz.
Die Vertreter der Presse waren mir persönlich stets willkommen, so-
fern dies mein Dienst gestattete.
Der Verkehr der Obersten Heeresleitung mit den Zeitungen ging durch