Das Kriegspresseamt 297
das Kriegspresseamt. Es war im Oktober 1915 aus verschiedenen, zu Be-
ginn des Krieges beim stellvertretenden Generalstab entstandenen Abtei-
lungen gebildet, die sich mit der Durchsicht der in= und ausländischen Blätter
und mit der Zensur zu beschäftigen hatten. Hinzu trat dann im Jahre 1917
die Organisation des vaterländischen Unterrichts.
Dem Kriegspresseamt waren von seiten der wichtigsten Zivilressorts
des Reichs und Preußens Verbindungsorgane angegliedert; neben ihm
stand die Presse-Abteilung des Admiralstabes. Das Kriegspresseamt hat
mit allen diesen Stellen stets im engsten Zusammenhang gearbeitet.
Gegenüber der deutschen Presse hat sich das Kriegspresseamt im Sinne
der gegebenen Weisungen jeglichen politischen Einflusses enthalten. Alle
entgegengesetzten Behauptungen sind falsch, ebenso wie die, daß es eine
Sonderpolitik der Obersten Heeresleitung getrieben habe.
Die hervortretende Stellung des Kriegspresseamts lag in seiner straffen
Organisation, in seinen Mitarbeitern und in dem Umstande begründet, daß
jede einheitliche Reichsorganisation fehlte. Das empfand auch die Presse.
Ihr Gefühl der Unzufriedenheit richtete sich aber weniger gegen das Kriegs-
presseamt als gegen alle die verschiedenen amtlichen Pressestellen, bei denen
die feste Organisation und Leitung fehlten.
Die mehrfach im Reichstage gegen das Amt erhobenen ungerecht-
fertigten Vorwürfe erklären sich fast ausschließlich aus der Unkenntnis über
sein Tätigkeitsgebiet. Sie zeigen nur, wie völlig unmöglich es der Obersten
Heeresleitung gemacht war, eine Steigerung unserer Kriegsfähigkeit mit
den vorhandenen Mitteln zu erstreben. Das Kriegspresseamt war da, und
man konnte über das Amt abweisend urteilen; man ging aber nicht der
Ursache nach und unterließ es, mit mir eine große Reichsorganisation zu
fordern.
Die allwöchentlich zweimal stattfindenden Besprechungen mit den
Mitgliedern der Berliner und der in Berlin vertretenen Provinzialpresse,
an denen außer dem Kriegspresseamt auch Vertreter des Admiralstabes
und aller Reichsämter teilnahmen, wurden nur den Bedürfnissen eines
Teils der Presse gerecht. Deshalb wurden auch Vorträge von Vertretern
der Reichsbehörden vor Vertretern der Provinzialzeitungen von Fall zu
Fall in verschiedenen Gegenden des Reiches veranlaßt.
Eine wichtige Aufgabe des Kriegspresseamts war das Studium der
Presse der neutralen und mit uns Krieg führenden Staaten.
Im Felde hatten die Armeezeitungen eine immer größere Bedeutung
erlangt. Für ihre Versorgung mit Material diente die Feldpressestelle des
Generalstabes des Feldheeres, die zugleich der kleineren und mittleren
Heimatpresse Kenntnis von besonderen Heldentaten einzelner Offiziere und
Mannschaften an der Front zu geben hatte.