304 Die Grundlage der weiteren Kriegführung und das Kriegsinstrument
nicht geführt. Das Heer war müde und tief erschöpft, aber sein Geist und
die Stimmung waren gut.
Die Verbindung zwischen Heer und Heimat war eng und wechsel-
seitig.
Urlaub wurde in möglichst hohem Maße erteilt. Immer ist die Zahl
der Beurlaubten hinter den Wünschen des Heeres und meinen eigenen
zurückgeblieben. Ganz abgesehen von der Kriegslage, schloß die Verkehrs-
lage soviel Beurlaubungen aus, als ich gern zugelassen hätte. In Zeiten
kriegerischer Hochspannung mußten sie beschränkt werden.
Auch Verwundete und Kranke brachten der Heimat Kunde von der
Armee, und diese wiederum hörte ebenfalls durch den ihr zufließenden Er-
satz und durch die Wiedergenesenen von der Heimat.
Der Brief-, Zeitungs= und Paketverkehr war gut, die Auswahl der
Zeitungen beim Feldheere durch nichts beschränkt. Nur einige Organe der
unabhängigen sozialdemokratischen Partei waren ausgeschlossen. Das Verbot
einer Zeitung lag im übrigen in der Kommandogewalt der Armee-Ober-
befehlshaber. Mir sind nur wenige vereinzelte Fälle bekannt geworden, in
denen sie von diesem Recht Gebrauch machten.
Das Heer bekam damals noch ausreichenden Ersatz. Dieser durfte aber
nicht nur zur Ergänzung vorhandener Formationen gebraucht, sondern
mußte auch, so unerwünscht es war, zur Bildung neuer Divisionen verwendet
werden. Dies war nötig, um operativ freier gegen den im Westen und
Osten zu erwartenden Ansturm des Feindes dazustehen. Die 13 so, aller-
dings auf Kosten der bestehenden Bataillonsstärken, gebildeten Divisionen
konnten im Frühjahr 1917 kampffähig sein.
Der Schützengrabenkrieg hatte es mit sich gebracht, daß sich die Truppen,
denen es an besonderen Arbeitskräften fehlte, eigene Wirtschaftsbetriebe
aller Art einrichteten. Diese waren naturgemäß bodenständig, und die in
ihnen tätigen Mannschaften blieben zurück, wenn die Divisionen verlegt
wurden. Hierdurch waren sehr erhebliche Unklarheiten aller Art entstanden,
unter denen alles litt. Es wurde daher aus den in den Betrieben beschäf-
tigten Mannschaften jeder Division eine bodenständige Wirtschafts-Kom-
pagnie gebildet. Sie schieden damit aus ihrem bisherigen Verbande aus.
Die hierbei am meisten betroffenen Bataillone wurden von neuem in ihrer
zahlenmäßigen Stärke herabgesetzt; eine Minderung dieser war auch nötig
geworden, da die jungen Kompagnieführer nicht mehr in der Lage waren,
Kompagnien in Stärke von über 200 Mann auch nur annähernd im inneren
Dienst zu übersehen und im Kampfe zu führen.
Die Divisionen erhielten einen Artilleriekommandeur. Zahlreiche Neu-
formationen an Feld= und schwerer Artillerie wurden aufgestellt. Es
wurde eine besondere Heeres-Feldartillerie geschaffen, die, außerhalb der