Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

„Alberich-Bewegung“ 323 
  
Es ließ sich dies insofern nicht vollständig ermöglichen, als im Norden etwa 
vom 11., im Süden etwa vom 13. ab geringere Frontverlegungen vor- 
genommen wurden, um dem immer wahrscheinlicher werdenden Angriff 
auszuweichen. 
Die große Rückwärtsbewegung begann dann planmäßig am 16. März 
und wurde in einem Zuge in einigen wenigen großen Sprüngen geführt; 
es lag der Obersten Heeresleitung daran, im allgemeinen den Kampf zu 
vermeiden und der Truppe Zeit zum Einrichten der Siegfriedstellung zu 
geben, bevor der Feind vor ihr mit überlegenen Kräften eintraf. 
Verschiedentlich waren in Reserve befindliche Divisionen zur Aufnahme in 
die neue Stellung eingesetzt, anderen Orts mußten die bisher am Feinde 
stehenden auch weiterhin in der Front verbleiben. 
Nur südlich St. Quentin sollte der Feind nach überschreiten der Somme 
und des Crozat-Kanals angegriffen werden; es geschah auch, aber der 
Angriff wurde nicht mit rechter Wucht geführt. Seine Erfolge waren nicht 
in die Augen springend. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht und 
auch wir in der Obersten Heeresleitung hatten erwogen, ob ein großer 
Gegenangriff auf der ganzen Siegfriedfront möglich sei. Wir hätten 
gern durch einen größeren taktischen Erfolg das Eingeständnis unserer 
Schwäche wieder ausgeglichen. Die Stärkeverhältnisse und der Zustand 
der Truppen schlossen auf unwegsam gemachtem Kampffelde einen Kräfte- 
einsatz aus, der einen wirklichen Erfolg verbürgt hätte. Die Oberste Heeres- 
leitung mußte auf einen großen Gegenangriff wohl oder übel verzichten. 
Die Ententeheere folgten unseren zurückgehenden Armeen dicht auf. 
Sie machten aus unserem Rückzuge einen großen Erfolg für sich. Es war 
aber in der Presse so wirkungsvoll und geschickt vorgearbeitet, daß ihnen 
dies nicht gelang. Tatsächlich hatten sie keinen militärischen Erfolg er- 
rungen. Sie hatten auch dank der von uns auszgestreuten Nachrichten 
unsere Räumungs= und Zerstörungsarbeiten nicht verhindert. Die ganze 
Bewegung war eine glänzende Leistung der Führer und Truppen und legt 
Zeugnis ab von der sorglichen, vorausschauenden Arbeit des deutschen 
Generalstabes. 
Wir standen jetzt gefestigter und geschlossener als in unserer bisherigen 
ausgedehnten Stellung. Seine taktischen Maßnahmen sah der Feind 
durchkreuzt. In den bisherigen Richtungen vermochte er nicht mehr an- 
zugreifen. Das Gelände, das wir durchschritten hatten, war unwirtlich 
geworden. Um dort Krieg zu führen, mußte es erst wieder hergerichtet 
werden. Um darüber hinweg anzugreifen, war erst unendlich viel zu 
bauen. Der Gegner setzte sich daher auch nur mit verhältnismäßig 
geringen Kräften vor unserer neuen Front fest. Wir konnten nun unserer- 
seits unsere Linien durch Herausziehen von Divisionen verdünnen. Das, 
A-
	        
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