Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Die Russische Revolution 327 
  
  
schen Bataillonen starke türkische Truppen wieder zum Kampf bringen und 
England zu größerer Kräfteentfaltung im Irak zwingen. Die Oberste 
Heeresleitung ging, wenn auch nicht gerade freudig, auf die Bitte Envers 
ein. General v. Falkenhayn erhielt auf dessen Wunsch das Heeresgrup- 
penkommando. Das Kriegsministerium begann mit Aufstellung des 
schwachen Asienkorps. 
Im Osten war eine gewaltige Änderung eingetreten. Im März stürzte 
die von der Entente begünstigte Revolution den Zaren. Eine stark sozia- 
listisch gefärbte Regierung ergriff die Gewalt. Welche Gründe die Entente 
hatte, mit der Revolution zu arbeiten, ist nicht klar. Sah sie sich einer 
Volksbewegung gegenüber, an der sie nicht vorbeigehen konnte und sich 
daher ihr zugesellte, oder war der Zar aus Sorge vor innerem Umsturz 
friedlich geworden und deshalb zu beseitigen? Oder waren es noch 
andere Gründe? Das eine ist sicher, die Entente versprach sich von der 
Revolution Vorteile für ihre Kriegführung, zum mindesten wollte sie 
retten, was zu retten war. Darum zögerte sie nicht, zu handeln. Der Zar 
mußte fallen, der zur Genugtuung der Entente den Krieg begonnen hatte. 
Hierin lag eine unendliche Kraft des Willens, die vor nichts zurückschreckte, 
wenn es für das Vaterland den Krieg zu gewinnen galt. Sie hätte 
auch gehandelt, wenn Stürmer 1916 wirrklich friedensfreundlich 
gewesen wäre. 
Auf die Zustände in Rußland warf der Ausbruch der Revolution ein 
grelles Schlaglicht; Volk und Heer waren morsch, sonst wäre sie unmöglich 
gewesen. Das Heer war auch dort ein Teil des Volkes, wie bei uns; auch 
dort waren Heer und Volk eins. Wie oft hatte ich auf die russische Revolution 
zur Entlastung unserer militärischen Lage gehofft, immer war es nur ein 
Luftschloß gewesen; nun war sie da und kam doch überraschend. Mir fiel 
eine Zentnerlast vom Herzen. Daß sie später auch unsere Kraft unter- 
graben würde, konnte ich damals nicht für möglich halten. 
In welchem Umfange eine Entspannung im Osten eintreten würde, 
war in keiner Weise zu übersehen; auch mit Angriffen mußte weiter- 
hin gerechnet werden, aber trotzdem bedeutete die Revolution wegen der 
unweigerlich damit verbundenen Minderung der Kriegsfähigkeit Rußland-- 
eine erhebliche Schwächung für die Entente und eine wesentliche Ent- 
lastung unserer so überaus schweren Lage. Die Erleichterung bestand für 
die Oberste Heeresleitung zunächst darin, daß sie im Osten Truppen und 
Munition sparte. Sie nahm auch den Austausch im Westen abgekämpfter 
Divisionen mit besseren aus dem OÖsten in weitem Umfange vor. 
Durch eine ins Leben zu rufende Propaganda sollte der Friedens- 
gedanke in der russischen Armee unmittelbar scharf entwickelt werden. 
Der Ausbruch der russischen Revolution war eines jener Ereignisse,
	        
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