Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

348 Der Entente-Angriff im ersten Halbjahr 1917 
  
während die k. u. k. Armeen über Czernowitz und südlich im Vormarsch 
blieben, am unteren Sereth anzugreifen. Die Erwägungen führten 
dazu, das Alpenkorps im Juli nach Rumänien zu fahren und somit 
die Westfront noch weiter zu schwächen. Die Erörterungen über diesen 
Angriff waren noch nicht abgeschlossen, als jener russisch-rumänische 
Vorstoß erfolgte. Nun ergaben sich als Angriffsrichtungen für die 
Heeresgruppe Mackensen ein Vordringen auf dem westlichen Sereth- 
ufer nach Norden und für den südlichen Teil der Heeresgruppe Erzherzog 
Joseph vom Oitoz-Paß her in Richtung Otzna. Die Kämpfe begannen in 
der ersten Augusthälfte und dauerten bis in die zweite hinein. Sie hatten 
an beiden Stellen örtliche Erfolge und zwangen auch den Gegner zur 
Aufgabe seines Geländegewinnes vom 31. Juli. 
Die rumänische Armee hatte durch die Einwirkung Frankreichs derart 
an Festigkeit gewonnen, daß strategische Erfolge für uns ausgeschlossen er- 
schienen, solange nicht die Offensive aus der Bukowina wieder in Fluß ge- 
bracht wurde. Dies war vorläufig nicht möglich. Die Angriffe der Heeres- 
gruppen Mackensen und Erzherzog Joseph wurden eingestellt. Der Ru- 
mäne griff nun seinerseits ohne Erfolg an. Allmählich schlief die Kampf- 
tätigkeit auch hier wieder ein. 
* 
Der große Ententeangriff, dem wir im Frühsommer 1917 erliegen 
sollten, war ausgeklungen, durch die russische Revolution war es zu einem 
einheitlichen Handeln nicht gekommen. Bei dem englisch-französisch-italie- 
nischen Ansturm fiel Rußland aus, und als Rußland die Offensive ergriff, 
war die Westfront bereits geschwächt. Wir hatten hier, wenn auch mit 
erheblichen Nackenschlägen, ausgehalten und an der Ostfront einen großen 
Gewinn zu verzeichnen. Der militärische Niedergang Rußlands lag offen- 
kundig vor aller Welt. 
Sechs Monate des U-Bootkrieges waren verflossen. Er hatte viel, rein 
zahlenmäßig mehr, aber in seinem Enderfolge nicht das geleistet, was vor- 
ausgesagt war. Noch hatte ich die Hoffnung, daß die Vermutungen der 
Marine sich doch in naher Zeit erfüllen würden. Aber ich begann 
mich jetzt mit der Frage zu beschäftigen, ob wirklich auch so viele U-Boote 
gebaut würden, wie es möglich sei. Es mußte alles geschehen, um die 
Wirkung des U-Bootkrieges zu steigern. Allerdings war die Oberste 
Heeresleitung nicht imstande, bei der gespannten Kriegs= und Wirtschafts- 
lage Facharbeiter in größerem Umfange aus dem Heeresdienst für die 
Marine zu entlassen oder das Hindenburg-Programm zu ihren Gunsten 
einzuschränken.
	        
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