370 Der Entente-Angriff im ersten Halbjahr 1917
in dauernder Verbindung und benutzte jede Gelegenheit, Einblick in
seine Psyche zu gewinnen. Ich hörte dabei, daß die Feldgeistlichen
ihrem verantwortungsreichen Amte mit Hingebung und Nutzen entsprachen
und der Truppe im Schützengraben große Seelenwerte gaben.
Der vaterländische Unterricht bei den stellvertretenden Generalkom=
mandos stieß naturgemäß auf noch mehr Schwierigkeiten als beim Heere.
Auch hier wirkten Männer aller Parteien mit. Die Regierung hielt sich
ihm vollständig fern.
Besondere Sorge machte dem Soldaten seine Zukunft nach dem Kriege.
Bei den wirtschaftlichen Erscheinungen der Heimat und dem hier immer
mehr um sich greifenden wirtschaftlichen Egoismus und der rücksichts-
losen Gewinnsucht war dies natürlich. Ich hatte mich schon als Chef des
Oberbefehlshabers Ost in einer Zeit, in der die Verhältnisse in der Heimat
noch nicht zugespitzt waren, bemüht, durch Mitteilungen in den Armee-
zeitungen die Soldaten darüber aufzuklären, was die Heimat für die
Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen tat. Ich habe mich mit diesen
Fragen viel beschäftigt und sah mit Bedauern, wie das Dankgefühl der
Daheimgebliebenen den Kriegsbeschädigten gegenüber erheblich schwand
und daß auf den Seelenzustand der Kriegsbeschädigten sehr oft nicht die
gebührende Rücksicht genommen wurde. Die Frage ging das ganze
deutsche Volk an und durfte nicht zu parteipolitischen Zwecken aus-
genutzt werden.
Die Fürsorge für die Soldaten und die Hinterbliebenen der Gefallenen
war mir ein Herzensbedürfnis. Ihre beste Förderung war der Endsieg,
der allein die erforderliche Grundlage für sie bildete. Ich wollte aber
doch noch persönlicher wirken. Eine Spende für Kriegsbeschädigte im
Mai 1918, an der ich mitarbeitete und die damals meinen Namen
trug, hatte glänzenden Erfolg. Ins Leben gerufen wurde sie durch
eine begeisterte deutsche Frau, Fräulein Emma Tscheuschner; diese wurde
in ihrer großen Arbeit von Direktor Henrich auf das tatkräftigste unterstützt.
Die Ludendorff-Spende brachte weit über 150 Millionen, ein Ergebnis, wie
es noch nicht dagewesen war. In der Revolution erhielt die Spende den
Namen „Volksspende“. War es den Volksbeauftragten, war es der ersten
Regierung der deutschen Republik, nicht recht, daß mein Name mit einer
Wohltätigkeitsveranstaltung verbunden blieb, die gerade meines Namens
halber soviel gebracht hatte und von der viele tausend Kriegsbeschädigte
Nutzen haben? Das Urteil über diese Handlung überlasse ich der Mensch-
heit — und den Kriegsbeschädigten, die aus der Ludendorff-Spende ver-
diente Wohltaten genießen, falls sie überhaupt meinen Namen erfahren.
Was aus dieser Stiftung in ihrer anderen Bezeichnung geworden ist,
weiß ich im einzelnen nicht. Daß aus ihr Vorschüsse auf die staatliche