378 Der Ententeangriff im ersten Halbjahr 1917
auch gewählt werden würde, die Grundbedingung war, dem unberechtigten
französischen Einfluß wirklich entgegenzutreten und dafür den deutschen
zu setzen; hierher gehörten meines Erachtens Verdeutschung des Klerus
und des Beamtentums. Der Klerus rekrutierte sich noch immer aus fran-
zösischen Anstalten, ebenso einige Schwestern= und Lehrerinnen-Organi-
sationen. Das schrie wirklich gen Himmel! Konnte Deutschland nicht
ebensogut Geistliche sowie Schwestern und Lehrerinnen stellen? Auch in
die Beamtenschaft gehörte deutscher Geist! Es brauchten ja nicht die be-
rüchtigten „Ostelbier“ genommen zu werden, die so unendlich viel für
Deutschlands Größe getan haben, mit ihrem schroffen Sinn aber in
Elsaß-Lothringen vielleicht nicht am Platze waren. Die Rheinlande und
Süddeutschland konnten genügende Kräfte stellen.
Endlich mußte französischer Besitz in Elsaß-Lothringen in deutsche
Hand übergeführt werden, wie es von der Entente als Kriegsrecht prokla-
miert war. Hierbei war auch Land für die angestrebte Siedlung deutscher
Soldaten zu gewinnen.
Der Kampf gegen das Privateigentum war eine der Ungeheuerlich-
keiten dieses Krieges. 1870/71 waren Deutsche aus Frankreich ausgewiesen
worden. Das galt damals als ein besonderer Verstoß gegen das Völker-
recht. Aber das Privateigentum dieser Deutschen hatte Frankreich nicht
angetastet. Zu Beginn des jetzigen Krieges war England sehr bald zur
Liquidation der deutschen Geschäfte geschritten und hatte damit klar ge-
zeigt, aus welchem Grunde es in den Krieg getreten war. Es wollte die
ihm lästige deutsche Konkurrenz in der ganzen Welt beseitigen. Englands
Parole folgten die anderen Ententestaaten. Die schwarzen Listen dienten
Ahnlichem, zum Teil sollten sie die Blockade noch verschärfen. Sie trafen
mit ungeheurer Schwere das neutrale Ausland, das — schwieg. Der Volks-
krieg nahm immer ungeheuerlichere Formen an.
Es schien mir notwendig, daß über die Zukunft Elsaß-Lothringens
zwischen den höchsten Militär= und Zivilbehörden Übereinstimmung
herrsche. Generalfeldmarschall Herzog Albrecht von Württemberg, der seit
dem Frühjahr 1917 die Militärgewalt in Elsaß-Lothringen vertrat, mußte
klaren Bescheid erhalten. Ich wandte mich daher an die Regierung und
schlug ihr eine Besprechung vor. Sie fand statt. Klarheit wurde nicht
gewonnen.