Die dritte Flandernschlacht 389
günstiger Windverhältnisse verzögerte sich die Ausführung der Landung
aber auch bis Mitte Oktober.
Das Hinausschieben der Operation gegen Italien und der Unter-
nehmung gegen die Inseln bis Ende und Mitte Oktober sollte für uns
wiederum eine ungeheure Belastungsprobe werden.
Nach einer Spanne tiefer Ruhe im Westen, die bereits bei einigen
Stellen die Hoffnung aufkommen ließ, die Flandernschlacht sei vorüber,
setzte dort am 20. September wieder ein gewaltiger Ansturm gegen
unsere Linien ein. Der dritte blutige Akt der Schlacht hatte begonnen.
Der Schwerpunkt des Angriffs lag in Richtung Passchendale—Geluveld.
Der Engländer strebte sichtlich den Besitz des Höhengeländes an, das zwischen
Ppern und Roulers—Menin liegt und nach beiden Seiten weiten Überblick
gewährt. Die Höhen waren auch für uns ungemein wichtig; sie boten uns
Erdbeobachtungsstellen und einen gewissen Schutz gegen feindliche Sicht.
Auch bei dem Angriff am 20. hatte der Feind Erfolge. Sie zeigten
die überlegene Kraft des Angriffs im Gegensatz zur Verteidigung. Die
Stärke lag nicht in gegnerischen Tanks begründet, diese waren unbequem,
wurden aber doch außer Gefecht gesetzt. Die Gewalt des Angriffs lag in
der Artillerie und in dem Umstande, daß die unfrige die feindliche
Infanterie bei ihrer Versammlung und vor allem bei ihrem Ansturm nicht
genügend traf.
Ein neuer englischer Angriff am 21. wurde abgeschlagen. Aber bereits
der 26. brachte der 4. Armee wieder einen besonders schweren Großkampf
mit allen seinen uns Kräfte kostenden Erscheinungen. War auch der Ge-
ländeverlust zu ertragen, so wog doch der damit verbundene Ausfall an
lebendiger Kampfkraft wieder um so schwerer. Wir standen an der West-
front wieder mitten in einem großen Ringen und mußten uns auf Fort-
setzung der Angriffe an vielen Stellen der Front gefaßt machen.
Der Oktober kam und mit ihm ein Monat, der zu den schwersten des
Krieges gehört. Die Welt — und diese fing sehr bald in meiner Um-
gebung an — sah Tarnopol, Czernowitz, Riga, später Ösel, Udine, den
Tagliamento und den Piave. Sie sah nicht die Sorge in meinem Herzen,
sie sah nicht mein tiefes inneres Mitgefühl mit den Leiden unserer Truppen
im Westen. Mein Verstand war im Östen und in Italien, mein Herz
war an der Westfront; der Wille mußte Verstand und Herz in Überein-
stimmung bringen. Ich war schon lange freudlos geworden.
Die Kämpfe der dritten Flandernschlacht hatten dasselbe planmäßige
Gepräge behalten, wie die der zweiten und die vor Verdun: Be-
schränkung der Tiefe des Einbruchs, um sich unseren Gegenangriffen zu ent-
ziehen und diese dann durch Massenfeuer der Artillerie zu zerschlagen. Nach
jedem Angriff besprach ich mit General v. Kuhl und Oberst v. Loßberg die