Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

  
  
  
Als Chef des Generalstabes im Osten 
vom 22. August 1914 bis 28. August 1916. 
Tannenberg. 
(Karten I und II.) 
J. 
ie Briefe der Generale v. Moltke und v. Stein, die mich in das Große 
Hauptquartier nach Coblenz beriefen und mir mitteilten, daß ich 
Chef des Generalstabes der 8. Armee in Ostpreußen geworden sei, erreich- 
ten mich am 22. August 9 Uhr vormittags im Hauptquartier der 2. Armee 
halbwegs Wavre—Namur. Hauptmann v. Rochow überbrachte sie. 
General v. Moltke schrieb: 
„Sie werden vor eine neue schwere Aufgabe gestellt, vielleicht noch 
schwerer als die Erstürmung Lüttichs . Ich weiß keinen anderen 
Mann, zu dem ich so unbedingtes Vertrauen hätte als wie zu Ihnen. 
Vielleicht retten Sie im Osten noch die Lage. Seien Sie mir nicht böse, 
daß ich Sie von einem Posten abberufe, auf dem Sie vielleicht dicht vor 
einer entscheidenden Aktion stehen, die, so Gott will, durchschlagend sein 
wird. Sie müssen auch dies Opfer dem Vaterlande bringen. Auch der 
Kaiser sieht mit Vertrauen auf Sie. Sie können natürlich nicht für das 
verantwortlich gemacht werden, was geschehen ist, aber Sie können mit 
Ihrer Energie noch das Schlimmste abwenden. Folgen Sie also dem 
neuen Ruf, der der ehrenvollste für Sie ist, der einem Soldaten werden 
kann. Sie werden das in Sie gesetzte Bertrauen nicht zuschanden machen.“ 
General v. Stein, damals Generalquartiermeister und später Kriegs- 
minister, schloß seinen Brief: 
„Also Sie müssen hin. Hier fordert es die Staatsraison. Schwer ist 
die Aufgabe, aber Sie werden es schon machen.“ 
Ich erfuhr noch von Hauptmann v. Rochow, General v. Hindenburg 
solle Oberbefehlshaber werden, man wisse jedoch nicht, ob der General zu 
finden sei und annehmen würde. 
Ich war stolz auf meine neue Aufgabe und auf das Vertrauen, das 
zu mir aus den Briefen sprach. Ich war gehoben von dem Gedanken, 
dem Kaiser, der Armee und dem Vaterlande in schwerster Lage an
	        
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