392 Die Schlacht in Flandern und der Zusammenbruch Rußlands
hagel getroffen, brach er oft zusammen, und der einsame Mann im Trich-
terfelde atmete auf. Dann kam die Masse heran. Gewehr und Maschinen-
gewehr waren verschlammt. Mann rang gegen Mann, und — die Masse
hatte nur zu oft Erfolg.
Was der deutsche Soldat in der Flandernschlacht geleistet, erlebt und
gelitten, wird für ihn zu allen Zeiten ein ehernes Denkmal sein, das er sich
selbst auf feindlichem Boden errichtet hat!
Auch des Feindes Verluste waren schwer. Als wir im Frühjahr 1918
das Schlachtfeld in Besitz nahmen, bot sich ein grausiges Bild vieler un-
beerdigter Leichen. Ihre Zahl belief sich auf Tausende. Zwei Drittel
waren Feinde, ein Drittel waren deutsche Soldaten, die hier den Helden-
tod gefunden hatten.
Und doch muß es ausgesprochen werden: einzelne Truppenteile über-
wanden nicht mehr so wie früher die zersetzenden Einflüsse der Abwehr-
schlacht.
Auch der 26. und 30. Oktober, der 6. und 10. November waren Groß-=
kampftage schwerster Art. Der Feind drängte wie ein wilder Stier gegen
die Eisenwand, die ihn von unserer U-Bootsbasis fernhielt. Er warf seine
Wucht gegen den Houthoulster Wald, er warf sie auf Poelkapelle, Passchen-
dale, Beselare, Geluveld und Zandvoorde; er erreichte sehr viele Ein-
beulungen. Es schien, als ob er die Wand niederrennen würde; aber
sie hielt, wenn auch durch ihr Fundament ein leises Zittern ging. Die
Eindrücke, die ich fortgesetzt bekam, waren äußerst schwere. Taktisch war
alles geschehen; das Vorfeld war gut. Unsere Artilleriewirkung hatte sich
erheblich gebessert. Beinahe hinter jeder Kampfdivision stand eine zweite
als hintere Welle. Auch in dritter Linie waren noch Reserven. Wir
wußten, daß der Feind hohen Kräfteverbrauch hatte. Wir wußten aber
auch, er war außerordentlich stark und hatte, was gleich wichtig war, einen
außerordentlichen Willen. Lloyd George wollte den Sieg. Er hatte Eng-
land in der Hand. Nur das eine wußten wir nicht: Wie lange die Schlacht
noch weitergehen würde. Auch der Feind mußte einmal ermatten.
Gleichzeitig hatte der Franzose angegriffen. Er hatte sich dafür die
günstige Stellungsbiegung südwestlich Laon, die sogenannte Laffaux-Ecke,
ausgesucht. Um Mitte Oktober herum wurde die feindliche Absicht, hier
anzugreifen, erkannt; die Armee nahm volle Abwehrbereitschaft ein, es
wurde ihr das zugeführt, dessen sie ihrer Meinung nach für die Ver-
teidigung bedurfte. Sie wollte trotz Abratens in sicherer Erwartung
eines Erfolges jenen Bogen halten und traf ihre Maßnahmen mit
nie versagender Sorgfalt. Die Oberste Heeresleitung hätte trotzdem das
Räumen des Bogens befehlen müssen.
Der feindliche Ansturm am 22. Oktober glückte. Eine Dioision