414 Die Schlacht in Flandern und der Zusammenbruch Rußlands
Schwierigkeiten müssen durch die feste Leitung der jetzigen Regierung über—
wunden werden. Möglich ist es.“
Ich sah mit dem Niedergang Rußlands unsere militärische Lage für
günstiger an als die der Entente und äußerte: ·
„Trotzdem bin auch ich der Ansicht, daß ein Frieden für uns vor Be—
ginn des Winters erstrebenswert ist, wenn er uns das Nötigste bringt, was
wir zur Sicherstellung unserer späteren wirtschaftlichen Entwicklung be-
dürfen, und uns in eine wirtschaftliche und militärische Lage versetzt, die
uns einem neuen Verteidigungskrieg mit Ruhe ins Auge sehen läßt.“
Bei meinen Betrachtungen über die militärischen und kriegswirt-
schaftlichen Notwendigkeiten, die anzustreben wären, ging ich von den
Grenzverhältnissen vor dem Kriege und den Erscheinungen während des-
selben aus. Ein drei Jahre langer Krieg war nur möglich, weil in Deutsch-
land Kohle reichlich, Eisen und Nahrungsmittel in dem Umfange vor-
handen waren, daß wir unter Zuschüssen aus den besetzten Gebieten und
neutralem Ausland Eisen genügend, Nahrungsmittel in dem Ausmaße be-
kamen, daß wir bei der feindlichen Blockade unter denkbar größter Ein-
schränkung noch zu leben vermochten.
Nur dadurch, daß wir den uns aufgedrungenen Krieg als Angriffs-
krieg geführt und uns nach West und Ost ausgedehnt hatten, war uns das
Dasein erhalten geblieben; wir wären mit Sicherheit verloren gewesen,
wenn wir an unseren Grenzen stehen geblieben wären.
Die Niederlage war unausbleiblich, wenn der Feind deutsches
Gebiet auf lange Dauer in seine Gewalt gebracht haben würde. Wir
konnten verhungern, unserer Kriegswirtschaft wäre das Rückgrat gebrochen
worden. Die Bedeutung von Kohle, Eisen und Nahrungsmitteln für die
Kriegführung war vor dem Kriege bekannt. Wie ausschlaggebend aber
Kohle und Eisen tatsächlich werden würden, hat erst die Länge dieses Krieges
in eindringlichster Weise der Welt offenbart. Vor dem Kriege war die Ge-
fährdung des oberschlesischen Kohlenbeckens erkannt worden. Bei der Mil-
liardenforderung fielen auch Schutzmaßregeln für dieses Gebiet ab. Die
Kraftquellen im Westen galten durch den Aufmarsch als gesichert.
Ebenso ungünstig wie unsere strategische Lage inmitten Europas war
das Vorhandensein unserer Kohlen= und Eisenfelder vornehmlich an den
Grenzen unseres Landes. Jedes andere Land hatte es besser. In Ober-
schlesien befanden sich Kohlen und Eisen hart an der russischen Grenze. Im
Westen war die Lage des Lothringer Erzbeckens und des Saarbrückener
Kohlenreviers nicht anders. Das niederrheinisch-westfälische Industriegebiet
war gegenüber Belgien ganz ohne Schutz. Die Braunkohlenlager Mittel-
deutschlands traten diesem gegenüber an Bedeutung zurück.
Die Zerstörungswaffen waren im Kriege vervollkommnet. Die Ka-